Patriarch und Demonstranten kritisieren Präsidenten Iraks

"Gefahr" für christliche Gemeinschaft

Nordiraks Christen haben sich bei Kundgebungen hinter Louis Raphael Sako gestellt. Demonstranten in Ankawa bei Erbil in Kurdistan und in Karamles in der Ninive-Ebene forderten Gerechtigkeit für den chaldäisch-katholischen Patriarchen.

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Hintergrund ist ein innerkirchlicher Konflikt. Er endete damit, dass der irakische Präsident Abdul Latif Rashid am 3. Juli ein von Amtsvorgänger Jalal Talabani erlassenes Sonderdekret aus dem Jahr 2013 aufhob, das Sako weitreichende Befugnisse zur Verwaltung chaldäischer Stiftungsangelegenheiten einräumte.

Das Dekret bezeichnete ihn offiziell als Oberhaupt der Chaldäischen Kirche.

Verkauf christlichen Eigentums an den Iran?

Rashids Entscheidung fiel nach einem Treffen mit Rayan Al-Kildani, Gründer der Miliz "Babylon-Brigaden" und der politischen Babylon-Bewegung.

Kildani wird von verschiedenen Seiten vorgeworfen, im Dienst des Iran zu stehen und christliches Eigentum in großem Stil an den Iran verkauft zu haben.

Sako und Kildani lieferten sich in den vergangenen Monaten heftige Wortgefechte. Der Patriarch warf dem Politiker und Milizenführer vor, nicht die Interessen der Christen zu vertreten, auch wenn er dies vorgebe.

Sako wurde Befugnis der Vermögensverwaltung entzogen

Kildani warf Sako seinerseits vor, sich in die Politik einzumischen und den Ruf der chaldäischen Kirche zu schädigen. Die Entscheidung des irakischen Präsidenten sei politisch motiviert, hieß es bei den Demonstrationen.

Kardinal Louis Raphael I. Sako, Erzbischof von Bagdad, Patriarch von Babylon und Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, am 16. Oktober 2018 im Vatikan
​ / © PaoloGalosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I. Sako, Erzbischof von Bagdad, Patriarch von Babylon und Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, am 16. Oktober 2018 im Vatikan ​ / © PaoloGalosi/Romano Siciliani ( KNA )

Es gehe darum, die Reste dessen, was Christen im Irak verblieben ist, zu beschlagnahmen und sie zu vertreiben. Dem Patriarchen werde damit die Befugnis entzogen, das Vermögen der Kirche zu verwalten.

Die Unterstützer Sakos, zu denen auch einige kleine christliche politische Parteien gehören, forderten die irakische Regierung auf, die Verfolgung der Christen zu beenden.

Auch die Vereinten Nationen wurden aufgerufen, das Christentum im Irak zu schützen.

Politik Rashids "Gefahr" für christliche Gemeinschaft im Irak

Patriarch Sako selbst veröffentlichte einen offenen Brief, in dem er betonte, dass die Entscheidung des Präsidenten eine "Gefahr" für die christliche Gemeinschaft im Irak darstelle.

Er wolle sich an die Justiz wenden, wenn der Präsident seine Entscheidung nicht widerrufe. Er bezeichnete Rashids Schritt als "beispiellos" und "politisch".

Wie ernst die Lage ist, zeigt auch die Tatsache, dass der Patriarch am Donnerstag eine polizeiliche Vorladung für den Freitag erhielt, wie in Kirchenkreisen vor Ort berichtet wurde.

Kirche in Not sammelt Spenden für den Irak

"Kirche in Not" ist ein internationales katholisches Hilfswerk, das Benedikt XVI. 2011 zur päpstlichen Stiftung erhoben hat. Gegründet wurde es 1947 vom niederländischen Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten (1913-2003), der heimatvertriebenen deutschen Katholiken helfen und damit zur Aussöhnung von Kriegsgegnern beitragen wollte. Weil der Ordensmann bei flämischen Bauern unter anderem Hunderte Tonnen Speck sammelte, wurde er als "Speckpater" berühmt.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle:
KNA