An dem Pontifikalamt nahmen auch der Erzbischof von Lublin, Stanisław Budzik, der ukrainische Weihbischof Volodymyr Hruca und weitere Gäste aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa teil.
Im Vorfeld der Eröffnung der 25. Renovabis-Pfingstaktion sagte Kardinal Woelki: "Niemand soll gehen müssen, sondern sich in seiner Heimat eine Zukunft aufbauen können". Natürlich sei man nicht in der Lage, die Situation in den betroffenen osteuropäischen Ländern maßgeblich zu verändern, sagte der Geschäftsführer von Renovabis, Pfarrer Christian Hartl: "Aber es kann weiter gelingen, regional oder punktuell Verbesserungen zu erreichen."
Versagen ganzer Gesellschaften
In seiner Predigt zur Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki auf die fehlenden Zukunftsperspektiven vieler Menschen in den Ländern Mittel- und Osteuropas hingewiesen.
Wenn Heranwachsende sich bei sich Zuhause von der Generation ihrer Eltern und Großeltern oder auch von "der Politik" im Stich gelassen fühlten, dann sei dies eine dramatische Ansage – eigentlich sogar der Vorwurf des Versagens ganzer Gesellschaften, betonte der Kardinal. Diese Migranten seien die Verlierer des Systemwechsels, der Transformationsprozesse in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas.
Hilfe in der Heimat und vor Ort
So habe es sich Renovabis zur Aufgabe gemacht, gesellschaftliche und kirchliche Partner vor Ort durch entsprechende Projekte in Schulen, Berufsbildungseinrichtungen, Migrations- und Rückkehrerberatungen zu unterstützen. "Es geht darum, Perspektiven für möglichst viele Menschen zu schaffen", betonte Woelki. "Denn nur, wenn Menschen eine Perspektive haben, kehren sie zurück oder bleiben von Anfang an dort, wo sie ihre Heimat haben."
Aber nicht nur in den Herkunftsländern sei Renovabis aktiv. "Es geht auch darum, die Weise zu verändern, wie wir hier in Westeuropa mit osteuropäischen Arbeitskräften umgehen", mahnte der Kölner Erzbischof. Hier seien sie oft in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen in Großmärkten, Schlachthöfen oder auf Baustellen anzutreffen. "Davor und auch vor Gewalt müssen sie geschützt werden", forderte der Kölner Erzbischof.
Menschenwürde achten
"Wir müssen lernen, die Arbeitskräfte aus Osteuropa als Menschen mit Geschichte, mit Sehnsüchten, mit Gefährdungen und mit ihrer eigenen Würde als Individuum und Volk zu sehen und ihnen auch so zu begegnen. Das ist ein weiterer wichtiger Baustein der Katholischen Soziallehre: die Personalität jedes Menschen zu achten und seine gottgegebene Würde zu respektieren."
Der Kardinal schloss seine Predigt mit dem Appell, das gemeinsame europäische Haus mit christlichen Werten, die für alle unbedingte Geltung haben, zu stärken und zu schützen, damit jeder Mensch ein Leben in Würde habe – "in der Fremde und Zuhause – in Gottes Haus."
Auftrag des Hilfswerks
Das Hilfswerk finanziert Projekte vor Ort, etwa Berufsbildungseinrichtungen, Schulen, landwirtschaftliche Plannungsprojekte und Integrationsprogramme. Renovabis wurde 1993 von der Deutschen Bischofskonferenz als Hilfswerk für 29 Länder im Osten Europas ins Leben gerufen und hat seitdem mit fast 700 Millionen Euro knapp 23.000 Projekte unterstützt. Zusätzlich zur Arbeit von Renovabis sponsorte das Erzbistum Köln in dieser Zeit 1.111 Projekte mit insgesamt 52 Millionen Euro, sagte Woelki. Durch all diese Projekte habe man vielen Menschen "Halt und Sicherheit zu einem Leben in der Heimat gegeben", sagte der Kardinal.
Die 25. Renovabis-Aktion findet am Pfingstsonntag, 4. Juni, im Bistum Görlitz ihren Abschluss. An diesem Tag ist die Kollekte in allen katholischen Kirchen in Deutschland für Renovabis bestimmt.
Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt zur Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion von der Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane.