Petrus und Paulus sind Heilige für alle Lebenslagen

Solides Fundament trotz Fehlern

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. Die Theologin Sr. Kerstin-Marie Berretz OP stellt die Glaubenspersönlichkeiten Petrus und Paulus vor.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Statue des Apostels Paulus vor dem Petersdom / © StrippedPixel.com (shutterstock)
Statue des Apostels Paulus vor dem Petersdom / © StrippedPixel.com ( shutterstock )

Am 29. Juni feiert die Kirche das Fest zweier bekannter Heiliger: Die beiden Apostel Petrus und Paulus lebten zur Zeit Jesu; von ihnen kann man in der Bibel lesen.

Fassade des Petersdoms im Vatikan mit Statuen der Apostel / © Ilia Baksheev (shutterstock)
Fassade des Petersdoms im Vatikan mit Statuen der Apostel / © Ilia Baksheev ( shutterstock )

Paulus hat selbst verschiedene Briefe verfasst und an neu gegründete Gemeinden geschickt. In ihnen ist beispielsweise die Rede von der Liebe, die langmütig und freundlich sei und die niemals aufhöre. Wunderschöne Worte von einem Mann, der nicht unbedingt nur als liebevoll bekannt ist. Genau das verbindet vielleicht diese beiden Heiligen ist: Petrus und Paulus sind zwar das Fundament der Kirche – aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie ohne Fehler sind.

Petrus, der Fels

Von Petrus wird in den Evangelien berichtet, dass Jesus selbst ihn als Felsen bezeichnet, auf den er seine Kirche bauen will. Aber dieser Petrus kann nicht wach bleiben, als Jesus ihn in seiner letzten Nacht darum bittet. Mehr noch, er verleugnet Jesus sogar, als dieser verhaftet und verurteilt wird. Und als Jesus gekreuzigt wird, flieht Petrus und steht ihm in seinen letzten Stunden nicht bei.

Statue des Apostels Petrus vor dem Petersdom / © Zebra 0209 (shutterstock)
Statue des Apostels Petrus vor dem Petersdom / © Zebra 0209 ( shutterstock )

Trotzdem fordert der Auferstandene ausgerechnet diesen Petrus auf, seine Schafe zu weiden – also für diejenigen zu sorgen, die an ihn glauben.

Ganz ähnlich ist es bei Paulus: Er ist ein frommer Jude und verfolgt zuerst die Christen – bis zum Augenblick seiner Bekehrung, bei der er buchstäblich vom Pferd geworfen und von einem hellen Licht geblendet wird. Danach trägt Paulus dazu bei, dass das Christentum sich bis nach Europa ausbreitet. Bis heute können wir in den Briefen des Paulus nachlesen, was das Christentum ausmacht.

Paulus - erst Kirchengegner, dann von Gott Berührter

Spannend ist an den beiden Heiligen, dass der eine – Petrus – von Jesus direkt berufen wurde. Er sagt laut biblischer Überlieferung zu Petrus: "Folge mir nach, ich werde dich zum Menschenfischer machen".

Paulus hingegen begegnete dem irdischen Jesus nicht, sondern wurde kurz vor Damaskus von einem Licht geblendet und gefragt: "Warum verfolgst du mich?" Und während Petrus ein einfacher Fischer war, war Paulus zunächst jemand, der der jungen Kirche außerordentlich feindlich gesonnen war. Berufung und die Berührung mit der Botschaft Jesu können also ganz unterschiedlich ausfallen, können jeden treffen und sind in allen möglichen – und unmöglichen – Situationen zu erwarten.

Statue des Apostels Paulus / © Cineberg (shutterstock)

 In vielen Diözesen werden rund um den 29. Juni Priesterweihen gefeiert. Es werden junge Männer geweiht, die ebenfalls von Christus berührt wurden und die einen ähnlichen Dienst ausüben werden wie Petrus und Paulus. Auch sie werden wahrscheinlich nicht ohne Fehl und Makel sein und immer wieder einmal daneben liegen. Dieses Beispiel kann jede Christin und jeden Christen ermutigen. Niemand muss immer perfekt sein, jede und jeder darf Fehler machen, wenn schon Petrus und Paulus – wie gesagt das Fundament der Kirche – Fehler gemacht haben.

Paulus nannte sich "Missgeburt"

Zumindest Paulus war auch nicht besonders stark oder gesund. Er berichtet von sich selber, dass er sozusagen eine Missgeburt sei – schwach, defizitär und lebensuntauglich. Und trotzdem hatte er die Energie, den Glauben an Jesus Christus, der ihn einstmals vom Pferd geworfen hatte, in ganz Europa zu verbreiten. Es kommt also im Leben nicht darauf an, der oder die Beste, Schnellste oder Stärkste zu sein. Vielleicht geht es eher darum, das weiterzugeben, was einen berührt hat.

Petrus wiederum war von seiner ersten Begegnung mit Jesus so berührt, dass er seine Fischernetze liegen ließ, um Menschenfischer zu werden. Er schien gar nicht anders zu können, als mit Jesus mitzugehen.

Großes entstehen lassen

Und so geht es vielleicht auch für uns heute nicht so sehr darum, etwas verkrampft tun zu wollen, sondern jenem zu folgen, der einen berührt, die Botschaft weiterzugeben, die einem ins Herz gefallen ist und die einen verändert hat – so wie die beiden Heiligen von Jesus verändert wurden.

Das kann auch bedeuten, die Leute, die man trifft, freundlich anzuschauen, jemanden zum Gottesdienst einzuladen oder bei jemandem zu bleiben, der es gerade schwer hat. Nicht mehr und nicht weniger. Dass daraus Großes entstehen kann, sieht man an den beiden Aposteln. Was aber schlussendlich groß ist, das entscheidet Gott.

Quelle:
KNA