DOMRADIO.DE: Wie haben Sie denn den Jahreswechsel gefeiert? Vor allem wo? Wo sind Sie gerade?
Sebastian Schmitt (Pfadfinder auf interkultureller Verständigungsreise): Wir sind gerade in Malaysia angekommen und am Rande des Dschungels an einem Fluss. Wir haben einen kleinen Platz gefunden, wo wir die Tage ganz gemütlich verbringen konnten und auch gut ins neue Jahr gestartet sind.
DOMRADIO.DE: Kein Silvesterfeuerwerk?
Schmitt: Wir haben aus der Umgebung sogar etwas gehört. Malaysia ist ja so ein Vielvölkerstaat, mit ungefähr 9 Prozent Christen, glaube ich. Und die haben auch ein bisschen Silvester gefeiert, wenn auch die meisten das Chinese New Year hier feiern.
DOMRADIO.DE: Seit über sechs Monaten fahren Sie schon mit dem Truck durch die Welt, um den interkulturellen Austausch und die Toleranz zu fördern. Sie nennen das "World Tour of Scout Movement". Wo waren Sie bislang mit Ihrer Frau und mit Ihrer Tochter?
Schmitt: Bis nach Malaysia sind wir über den Landweg gefahren. Wir sind in Österreich gestartet, über Kroatien, Montenegro, Albanien, Griechenland, die Türkei, Georgien, dann haben wir den Weg über Russland bis nach Kasachstan gewagt, China, Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia. Vor Ort konnten wir uns immer mit Pfadfindergruppen treffen, wo es dann einen Austausch gab.
DOMRADIO.DE: Gab es da auch mal gefährliche Momente, wenn man die Grenzen überschreitet?
Schmitt: Richtig in Gefahr haben wir uns nicht gefühlt. An ein, zwei Orten, an denen wir übernachtet haben, dachten wir mal, dass wir die Tür abschließen. Aber Gefahren oder Angst hatten wir bisher eigentlich nicht. Egal in welches Land wir gekommen sind und mit welchen Menschen wir Kontakt hatten, das Feedback war meistens sehr herzlich.
DOMRADIO.DE: Ziel der Tour ist es, möglichst viele Menschen zu inspirieren, ihr Handeln und Denken zu ändern. Was haben Sie schon erreicht, seit Mai letzten Jahres, seit Sie losgefahren sind?
Schmitt: Wenn wir die Pfadfinder anderer Länder besuchen, gibt es einen Austausch. Wir machen dann teilweise auch Workshops und sprechen mit ihnen über die lokale Kultur, über die Rezepte, machen Aktionen und Projekte mit, die in den Ländern laufen, und berichten auf unserer Webseite darüber.
Dort werden Angebote gemacht und Bildungsmaterialien von uns erstellt. Pfadfinder aus der ganzen Welt können sich dort inspirieren lassen, die Kulturen ein bisschen besser kennenlernen und dort erste Kontakte aufbauen. Dadurch wollen wir erreichen, dass Vorurteile abgebaut werden und sich Toleranz gegenüber anderen Kulturen bildet.
DOMRADIO.DE: Sie sind mit einem umgebauten Feuerwehrauto unterwegs, mit dem Sie mit Ihrer Frau und Ihrer Tochter um die Welt reisen. Allein das ist ja schon ein Abenteuer. Wie klappt das alles?
Schmitt: Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie das funktionieren kann. Wir brauchen diese Möglichkeit, zu reisen und währenddessen für das Projekt zu arbeiten, Dinge aufbereiten zu können. Dann haben wir diese Art gewählt, um möglichst wenig Flugreisen unternehmen zu müssen. Dann haben wir dieses Feuerwehrfahrzeug aus dem Jahr 1986 gefunden, das wir für uns aufbereitet haben. Das ist dann unser rollendes Wohnzimmer und zu Hause geworden.
DOMRADIO.DE: Jetzt steht die zweite Halbzeit der Tour an. Was sind jetzt die nächsten Ziele? Geografisch und inhaltlich?
Schmitt: Wir haben hier in Malaysia noch ein paar Treffen geplant, aber dann werden wir wahrscheinlich Südostasien verlassen und weiter in Richtung Südamerika reisen. Wir haben uns ja etwa ein Jahr Zeit genommen für unsere Tour, und in der Zeit wollen wir versuchen, möglichst viele verschiedene kulturelle Kontakte zu knüpfen. Wenn auch klar ist, dass wir nicht jeden Kontinent und jedes Land bereisen können. Da herrschen immer gewisse Kompromisse.
DOMRADIO.DE: So eine Mega-Tour stemmt man ja nicht mal eben so. Stichwort: Finanzierung. Ich glaube, Sie könnten durchaus da noch Unterstützung gebrauchen. Inwiefern?
Schmitt: Wir arbeiten mit verschiedenen Organisationen zusammen. Ein Großteil wird aber aus eigenen Mitteln gestemmt. Für die zweite Hälfte suchen wir noch nach Unterstützung, um diese ganzen Bildungsmaterialien weiterverbreiten zu können, für die Übersetzung, für die technische Umsetzung. Überall fallen gewisse Kosten an, das ist klar, aber dafür haben wir eine gemeinnützige Organisation gegründet, die das Ganze trägt. Da kann man uns natürlich gerne über unsere Webseite unterstützen. Das freut uns natürlich.
Da kann man draufgehen, auch wenn man kein Pfadfinder ist und sich dort über andere Kulturen informieren. Man kann vorbeischauen und einfach mal etwas nachkochen, zum Beispiel. Wir haben da Rezepte aus den verschiedenen Ländern gesammelt und wollen damit eine kulturelle Schnittstelle bieten. Das ist auf jeden Fall spannend, vorbeischauen lohnt sich.
Das Interview führte Carsten Döpp.