Europa steht das große Wahljahr bevor. Sowohl Frankreich als auch Deutschland wählen ihre Regierung. Bevor aber die großen Wahlen anstehen, werden auch im Kleinen politische Entscheidungen getroffen. So wie am Wochenende und zwar im Saarland. Solchen Wahlen wird gerne mal nachgesagt wird, sie fangen die Stimmungen im Land ganz gut ein. Warum das aber nicht unbedingt so sein muss, erklärt Matthias Holzapfel. Er ist Pfarrer der Katholischen Pfarrei Sankt Martin in Saarbrücken.
domradio.de: Fangen wir mal mit dem Ergebnis an: Die Christdemokraten haben 40,7 Prozent eingefahren. Was sagen Sie zu diesem Wahlausgang?
Matthias Holzapfel (Pfarrer an der katholischen Pfarrei Sankt Martin, Saarbrücken): Ich denke, das ist für alle überraschend. Dass die CDU die Führung im Saarland hat, war denen schon im Vorhinein klar. Aber dass diese Führung so deutlich ausfällt, das war wirklich überraschend. Der Unterschied zwischen SPD und CDU ist ja geblieben - nur jetzt für beide Parteien mit höheren Zahlen. Es hat sich wenig verändert von der Grundsubstanz her.
domradio.de: Viele waren ja ausgegangen davon, dass der Schulz-Hype auch ins Saarland rübergeschwappt - jetzt ist davon wenig zu sehen. Wie erklären Sie sich das?
Holzapfel: Ich denke, das liegt an uns Saarländern. Wir sind ein kleines Land und da kennt man sich gut. Deshalb geht es eher darum: Wen kennt man? Die saarländische Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU) wird hier im Saarland sehr geschätzt. Sie ist uns nah - Schulz dagegen ist weit weg. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum der Schulz-Hype hier nicht zieht. Da kann man ein guter Mann sein wie man will, aber wir Saarländer sind halt Saarländer.
domradio.de: Als Pfarrer sind Sie ja auch für viele Menschen Bezugsperson. Was hat die Menschen vor dieser Wahl besonders beschäftigt?
Holzapfel: Hier leben viele Geringverdiener oder Menschen, die Hartz IV empfangen oder Aufstocker sind. Es geht um die Frage, wie man sein normales Leben regeln kann oder wie die Rente später aussieht. Das sind die Themen, die die Menschen hier wirklich bewegen - und nicht unbedingt die Themen, die von den großen Medien häufig aufgegriffen werden. Wir schauen einfach: Wie kann man gut leben? Das war auch der Bonus von Kramp-Karrenbauer, die in ihrer Nähe zu den Menschen auch immer vermittelt: Ich schaue danach, wie ihr lebt. Zumindest empfinden die Menschen das so.
Das Gespräch führte Verena Tröster.