Pfarrer berichtet von Sturmschäden an Kirche in Hagen

"Die Gemeinde ist schockiert"

Ein heftiger Sturm hat auch die katholische Elisabeth-Kirche in Hagen getroffen. Pfarrer Dieter Aufenanger schildert, wie das Dach, das 100 Jahre lang jedem Unwetter standgehalten hat, innerhalb von einer Minute abgetragen wurde.

Heftiger Wind in Hagen deckt Kirchendach ab und weht Bäume um / ©  Alex Talash (dpa)
Heftiger Wind in Hagen deckt Kirchendach ab und weht Bäume um / © Alex Talash ( dpa )

DOMRADIO.DE: Schon am Mittwoch fegten Unwetter durch Deutschland. Getroffen wurde auch die Stadt Hagen in NRW – möglicherweise war es sogar ein Tornado. Das Dach ihrer Kirche wurde am Mittwochnachmittag abgedeckt und völlig zerstört. Haben Sie diesen Schock schon verdaut?

Pfarrer Dieter Aufenanger (Pfarrer der St. Elisabeth-Gemeinde in Hagen): Ja, so gut wie. Es war sehr heftig, aber sehr kurz. Es ist soweit alles wieder aufgeräumt und in Ordnung. So langsam ahnt man, was so ein Sturm heißen kann. 

Trümmer eines Kirchturmdaches liegen auf der Straße in Hagen nach Starkwind  / © Alex Talash (dpa)
Trümmer eines Kirchturmdaches liegen auf der Straße in Hagen nach Starkwind / © Alex Talash ( dpa )

DOMRADIO.DE: Beschreiben Sie noch mal kurz, wie die Situation am Mittwochnachmittag bei Ihnen war. 

Aufenanger: Es war kurz und heftig. Wirklich wie ein Tornado – der soll es ja gewesen sein, genaues weiß man noch nicht –, der eine Schneise durch Hagen zog und jede Menge Bäume entwurzelte. 

Dann kam ein Starkregen und der Wind hob das Dach ab und warf es auf die Straße. 

Pfarrer Dieter Aufenanger

"Zehn Minuten früher und es hätte die Kinder wahrscheinlich auf dem Weg erwischt."

Die Bäume ringsherum sind beschädigt, Äste abgebrochen. Aber das Dach wurde wirklich abgehoben und auf die Straße geschmissen. Gott sei Dank nur auf die Straße, dafür bin ich auch sehr dankbar. 

Es kamen keine Menschen zu Schaden, auch weitere Häuser sind nicht groß beschädigt worden. Zwei Autos sind demoliert. Aber Gott sei Dank gab es keine Personenschäden. Kurz zuvor hatte unsere Kinderchorprobe begonnen und die Kinder waren auf dem Weg zur Probe. Zehn Minuten früher und es hätte die Kinder wahrscheinlich auf dem Weg erwischt. Insofern hatten wir Riesenglück und ich bin froh und dankbar, dass es so gut ausgegangen ist. 

DOMRADIO.DE: Das mag man sich ja gar nicht vorstellen, was da möglicherweise passiert wäre! Dieses Dach hat 100 Jahre lang wirklich jedes Wetter mitgemacht. Jetzt war es zu viel. Und Sie sagen es ja, wie durch ein Wunder ist niemand verletzt worden. Wie geht es denn jetzt weiter? Die Aufräumarbeiten sind beendet. Wann und wie wollen Sie Ihre Kirche wieder aufbauen? 

Pfarrer Dieter Aufenanger

"Spätestens zum 100-jährigen Jubiläum soll das Dach wieder vollständig und komplett auf dem Kirchturm sitzen."

Aufenanger: So schnell wie möglich. Jetzt geht es darum, wie können wir es aufbauen? Die Kirche steht unter Denkmalschutz, das heißt, auch die Denkmalbehörde wird eingeschaltet. Und dann müssen wir schauen, dass wir so schnell wie möglich wieder aufbauen. 

Denn wir haben in drei Jahren auch in der Tat unser 100-jähriges Jubiläum und spätestens bis dahin sollte das Dach wieder vollständig und komplett auf dem Kirchturm sitzen. 

Aufräumarbeiten nach möglichem Tornado in Hagen / © Bernd Thissen (dpa)
Aufräumarbeiten nach möglichem Tornado in Hagen / © Bernd Thissen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was heißt so schnell wie möglich? Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, wie da so die Zeitabläufe sind. 

Aufenanger: Ja, ich denke mal, dadurch, dass das jetzt bekannt ist und auch schnell geregelt wird – es muss nicht großartig ein Bauantrag gestellt werden – sondern es ist klar, worum es geht und was wir machen wollen. 

Wir müssen Architekten mit ins Boot holen. Wir haben unsere Diözesanbaumeisterin, die Verantwortlichen, die Statiker, die Architekten... wir werden uns so schnell wie möglich zusammensetzen und schauen, wie wir wieder schnell ein Dach auf den Turm kriegen. 

DOMRADIO.DE: Was bedeutet die zerstörte Kirche oder das zerstörte Dach jetzt für die Gemeinde, für einen Besuch in der Kirche, für Gottesdienste? 

Aufenanger: Die Kirche selbst ist Gott sei Dank gar nicht betroffen, sondern wirklich nur oben die Dachspitze. Aber es ist schon ein Einschnitt, alldieweil nämlich dieses Kirchturmdach auch ein großes leuchtendes Kreuz oben drauf hatte. Und das war wie ein Wahrzeichen. 

Egal von welcher Seite man in Hagen reinfuhr, sah man dieses Kreuz leuchten. Und das ist jetzt nicht mehr und deshalb wollen wir das auch so schnell wie möglich wieder anbringen, damit dieses Wahrzeichen wieder existent ist. 

DOMRADIO.DE: Welche Rückmeldungen haben Sie von den Gemeindemitgliedern bekommen, auch von der Stadt? Wie hilft man ihnen? 

Pfarrer Dieter Aufenanger

"Es ist für viele ein Jahrhundertereignis."

Aufenanger: Es gab unheimlich viele Anfragen, auch aus Österreich, wie geholfen werden könnte. Es ist gut gemeint, aber wir müssen, wie gesagt, jetzt erst einmal selbst schauen: Was können wir machen, was sagen Architekten? Und dann wissen wir, wie die ganze Situation genau ist. 

Es ist ja erst der dritte Tag danach und durch den Feiertag und den gestrigen Brückentag sind viele auch gar nicht dagewesen. Die Gemeinde ist natürlich schockiert. Wir feiern nächste Woche unser Pfarrfest. Das können wir Gott sei Dank feiern. 

Es wird das Gesprächsthema in der nächsten Zeit sein. Aber es ist schon ungewöhnlich und in der Tat für viele ein Jahrhundertereignis. Denn 100 Jahre stand dieser Turm und das Dach und innerhalb von weniger als einer Minute war es weg. 

Das Interview führte Carsten Döpp. 

Aufräumarbeiten nach möglichem Tornado in Hagen

Nach einem heftigen Starkwind - wahrscheinlich einem Tornado - in Hagen dauerten am Donnerstag die Aufräumarbeiten noch an. Die Straßen seien wieder frei, sagte ein Feuerwehrsprecher. "Einmal noch feucht durchwischen, dann haben wir alles wieder beseitigt." 

Trümmer eines Kirchturmdaches liegen auf der Straße in Hagen nach Starkwind  / © Alex Talash (dpa)
Trümmer eines Kirchturmdaches liegen auf der Straße in Hagen nach Starkwind / © Alex Talash ( dpa )
Quelle:
DR