Der Besuch des Papstes im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in der Nähe von Krakau ist für den Auslandsseelsorger der Deutschen Bischofskonferenz und Vizepräsident der Stiftung Zentrum für Dialog und Gebet in Oswiecim Manfred Deselaers ein wichtiges weltweites Zeichen: "Mit Franziskus kommt die ganze Welt. Und daran wird deutlich, dass Auschwitz ein Thema für die ganze Welt geworden ist. Ein Thema, das von den negativen Möglichkeiten der Menschen und von unserer Verantwortung spricht. Und das wie kaum ein anderer Ort herausfordert zur Suche nach Hoffnung und Orientierung", sagte Deselears.
Mit Papst Franziskus ist es der dritte Papst, für den das Gedenken an den Holocaust in Auschwitz von großer Bedeutung ist. Papst Johannes Paul II. hat die Gedenkstätte in seiner damaliger Diözese mitinitiiert und Papst Benedikt XVI. sah auch seine besondere Verantwortung als deutscher Papst. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hat der Argentinier in Stille gebetet.
Für Auslandsseelsorger Manfred Deselaers ist das eine angemessene Reaktion auf den Ort, der zum Inbegriff des Holocaust geworden ist. "Der Ort verdient, dass man erst einmal nichts sagt", sagte Deselaers der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Er lässt sich von diesem Ort etwas sagen." Wortlosigkeit in Auschwitz sei ein mit Liebe gefülltes Schweigen.
Spagat zwischen Krakau und Auschwitz
Zahlreiche Teilnehmer des katholischen Weltjugendtages besuchen derzeit die Gedenkstätte, die einige Tage lang nur für sie geöffnet ist. Angemeldet sind rund 300.000 Menschen. "Das macht auf alle einen tiefen Eindruck", sagte Desealers. "Alle kommen mit ihren eigenen Kontexten." Deselaers erinnert auch daran, dass viele Jugendgruppen aus Ländern kommen, in denen sie selbst in sehr schwierigen Situationen leben. Und auch wenn der Weltjugendtag ein Ort der Freude und der Begegnung ist, mache er nur im Zusammenhang mit der Erinnerung an das Leid "religiös einen Sinn".
Für Pfarrer Deselaers ist auch ein kurzer Besuch zu Ehren der Opfer oder als Erinnerung an die Verantwortung ausreichend. "Auch wenn ich nicht alle Details genau kennen lerne, im Rahmen des Weltjugendtags zu kommen und zu beten, das halte ich auch für sinnvoll. Die Fragen, die hier aufbrechen, machen uns alle betroffen", ist sich Pfarrer Deselaers sicher. Er hofft, dass auch Jugendgruppen, die es nicht geschafft haben, während des Weltjugendtages nach Auschwitz zu kommen, den Weg zur Gedenkstätte zu einem späteren Zeitpunkt finden.