Pfarrer Schießler sieht Weihnachtsgottesdienste als besonders fordernd

Viele Menschen kommen nur an Weihnachten in die Kirche

Er ist einer der bekanntesten Priester Deutschlands: Rainer Maria Schießler. An Weihnachten rechnet der Münchner Pfarrer mit Unwissenden im Gottesdienst, wie er in einem Interview sagt. Darin spricht er auch über Putin. 

Gottesdienstbesucher zu Weihnachten / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gottesdienstbesucher zu Weihnachten / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Rainer Maria Schießler (64), Münchner Stadtpfarrer und einer der bekanntesten katholischen Priester Deutschlands, erwartet zu Weihnachten ein besonderes Publikum in der Kirche. 

"Ich weiß, dass viele Menschen nur an Weihnachten in die Kirche kommen - und das ist keine Kritik, das ist in Ordnung", sagte Schießler der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Für mich als Pfarrer heißt das aber, dass ich nicht erwarten darf, dass jeder predigterfahren ist. 

Pfarrer Rainer Maria Schießler gibt sich selbst den dritten Vornamen Bartimäus. / © Dieter Mayr (KNA)
Pfarrer Rainer Maria Schießler gibt sich selbst den dritten Vornamen Bartimäus. / © Dieter Mayr ( KNA )

Oder dass da eine eingespielte Truppe vor mir sitzt. An Weihnachten sind Leute im Gottesdienst, die - auf Deutsch gesagt - von nichts eine Ahnung haben." Es gehe etwa darum, wann man sitze, stehe und knie.  Dennoch sollten diese Menschen erfahren, dass sie willkommen seien, betonte Schießler. 

"Alle sollen sich wohlfühlen. Übrigens haben wir bei uns in der Kirche keine Bänke mehr, sondern nur noch Stühle." Damit erübrige sich das Auf und Ab. "Bei uns ist's eigentlich wie im Theater, mit den Höhepunkten Frohe Botschaft und Vaterunser." 

Als Pfarrer müsse man auch in gewisser Weise ein Schauspieler sein: "Du repräsentierst Christus, du leihst ihm deine Stimme, deine Mimik, deinen Körper, du leihst ihm alles."  Weiter sagte Schießler: "Du musst geil auf Predigen sein. Das bin ich." 

Zeit mit den Liebsten ist den Deutschen an Weihnachten wichtig / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Zeit mit den Liebsten ist den Deutschen an Weihnachten wichtig / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Manchmal habe er Momente, in denen er wisse: "Ich geh in die Kirch und es wird der Hammer. Ich rock die jetzt alle! Das ist Verkündigungstestosteron."  

"Putin fühlt sich nicht geliebt"  

Der Geistliche ergänzte: "Zu wissen, dass man geliebt wird - das ist das größte Geschenk. Wer es nicht bekommen hat, kann nicht lieben. Ich bin überzeugt davon, dass das das Grundproblem des russischen Kriegsherrn Wladimir Putin ist. Wie sonst kann jemand so grausam sein? 

Ich glaube: Putin fühlt sich nicht geliebt."  Für die Kirche wünsche er sich Fairness, fügte Schießler an. "Ich kann nichts mehr damit anfangen, dass an die Kirche der Maßstab angelegt wird, sie müsse perfekt sein. Es gibt nichts Perfektes, es gibt kein Idyll."  

Schießler äußerte sich auch zum Bundestagswahlkampf: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass nach dem Bruch der Ampel die drei bisher prägenden Politiker - Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner - wieder zur Wahl stehen. 

Man kann doch nicht sagen: Ich hab den Karren in den Dreck gefahren, aber jetzt wählt mich bitteschön!"

Rainer Maria Schießler

Rainer Maria Schießler, geboren 1960, gilt durch unkonventionelle Seelsorge und teilweise medienwirksamen Aktionen als "einer der bekanntesten Kirchenmänner" in Bayern und wird als "Münchens bekanntester Pfarrer" bezeichnet. Seit 1993 ist er Pfarrer in St. Maximilian in München und übernahm im Jahr 2011 auch die Münchner Heilig-Geist Gemeinde am Viktualienmarkt.

Pfarrer Rainer Maria Schießler mit einem Lamm im Arm / © Matthias Balk (dpa)
Pfarrer Rainer Maria Schießler mit einem Lamm im Arm / © Matthias Balk ( dpa )
Quelle:
KNA