DOMRADIO.DE: Nächste Woche soll es wieder Gespräche zwischen den Ländern Nord- und Südkorea geben. Ist das ein Thema bei Ihnen im Land?
Mi-Hwa Kong (Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Seoul): In Südkorea ist das eigentlich kaum ein Thema. Im Alltag zwischen den Südkoreanern kriegt man wenig mit, egal, ob es unruhig oder eher ruhig ist. Die Koreaner scheinen sich damit abgefunden zu haben, es scheint normal und eine Alltagssituation zu sein.
DOMRADIO.DE: Hat man sich nach den Jahren des Konflikts einfach daran gewöhnt?
Kong: Für die meisten Südkoreaner ist das von Geburt an so. Daher ist das keine besondere Situation. Es gibt mal Spitzen und unruhigere Zeiten, aber sie sind es gewöhnt, mit dieser Situation zu leben. Von daher gehen die Menschen im Land gelassen damit um.
DOMRADIO.DE: Sie kennen auch die andere Perspektive, weil sie aus Deutschland kommen und erst seit ein paar Monaten in Südkorea sind. Was denken Sie denn persönlich über die ganze Sache?
Kong: Ich bin verwundert, dass die Südkoreaner so gelassen mit der Sache umgehen. Ich bekomme Informationen auch eher aus Deutschland über Freunde und deutsche Medien mit. Die Erwartungen und die Befürchtungen, die ich hatte, waren ganz anders. Wenn man hier vor Ort ist, übernimmt man diese Gelassenheit.
DOMRADIO.DE: Wie gehen die Menschen in Ihrer Gemeinde mit der Bedrohung um?
Kong: Das ist sehr ähnlich. Es gibt Einzelne, die in politischen Stiftungen tätig sind und sich ausschließlich mit diesem Thema befassen. Aber ich kann nicht sagen, dass die Leute in Panik wären. Man ist vorsichtig und achtet auf Mails von der Botschaft, aber es bricht auf keinen Fall Panik aus.
DOMRADIO.DE: Dabei ist der Anlass für die Gespräche ein ganz simpler: Nordkorea würde sich gerne an den olympischen Winterspielen beteiligen, die in ein paar Wochen in Südkorea ausgetragen werden. Bekommt man von den Vorbereitungen auf dieses Großereignis etwas mit?
Kong: Das ist ein großes Thema – es gibt überall Werbung, auf den Straßen und im Fernsehen. Das bekommt man überall mit. Es ist auch immer Gesprächsthema. Erst heute habe ich eine Nachricht von der Botschaft erhalten, ob sie auf unsere Kontaktdaten als Seelsorger verweisen können. Man merkt also, dass wir uns den Olympischen Spielen nähern. Das ist nicht mehr lange.
DOMRADIO.DE: Wird bei Ihnen in der Gemeinde dann eher bei den Deutschen oder bei den Koreanern mitgefiebert?
Kong: Ich denke, dass die meisten für die Deutschen sein werden. Ich selber habe ein gespaltenes Herz, weil meine Eltern aus Korea kommen und ich beides in mir trage.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.