KNA: Pfarrer Hünten, wie kam die Deutsche Bischofskonferenz darauf, Sie mit zu den Winterspielen zu schicken?
Jürgen Hünten (Hochschulpfarrer in Düsseldorf und Wuppertal): Vor drei Jahren bin ich das erste Mal mit auf die Universiade ins südkoreanische Gwangju gereist. Als Hochschulpfarrer und Bundesvorsitzender der Konferenz für die katholische Hochschulpastoral wurde ich angefragt, die Weltsportspiele der Studenten zu begleiten. In diesem Jahr war ich in Taipeh auch dabei und bin so in die Sportlerbetreuung hineingewachsen. Außerdem gibt es unter den Olympioniken auch einigen Studenten - das passt doch gut.
KNA: Treiben Sie selbst auch Sport?
Hünten: Ich bin kein großer Leistungssportler, aber ich gehe gern schwimmen und versuche zudem, viel mit dem Fahrrad zu erledigen. Früher habe ich auch Tennis gespielt.
KNA: Ihre Aufgaben bei dem Olympischen Spielen werden wohl die gleichen wie bei den Universiaden sein, oder?
Hünten: Zumindest wird es so ähnlich sein. Ich nenne das: ein Stück da sein. Zum einen für die Athleten, aber auch für die Trainer, die ebenfalls oft unter einem Erfolgsdruck stehen. Es ist dann für alle gut, dass jemand vor Ort ist, mit dem sie einfach mal reden können. Natürlich sprechen wir über Sieg und Niederlage, aber auch über anderes, um den Kopf frei zu bekommen.
KNA: Welche konkrete Angebote können die Olympioniken erwarten?
Hünten: Wir sind ökumenisch aufgestellt: Ich bilde mit dem olympiaerfahrenen evangelischen Pfarrer Thomas Weber ein Team. Ihn kenne ich schon von den Universiaden. Derzeit befinden wir uns noch in der Planungsphase. Das hängt auch von den Gegebenheiten vor Ort ab. Wir sind nicht in einem der drei Olympischen Dörfer untergebracht, sondern in einer katholischen Gemeinde in der Nähe der Eissportstätten.
KNA: Wie können die Athleten Sie erreichen?
Hünten: Wir wollen uns bei den verschiedenen Teamsitzungen vorstellen, damit die Sportler wissen, dass es uns gibt. Wir müssen - neben aller Planung - sicher flexibel reagieren. Manchen Sportlern ist es vielleicht peinlich, offen mit einem Pfarrer zu sprechen, weil andere denken könnten, es sei etwas im Busch.
KNA: Tragische Momente wie 2016 in Rio de Janeiro der Tod eines Trainers und auch die Angst vor einem Terroranschlag bei Großereignissen spielen in Ihrer Vorbereitung sicher auch eine Rolle.
Hünten: Ja. Ich packe einen imaginären kleinen Koffer, in dem gewisse Gedanken für unterschiedliche Situation drin sind. Wir hoffen natürlich nicht, dass sich ein solcher Todesfall wiederholt. Die Leute denken manchmal, dass ich zur Olympiade fahre und zwei Wochen Urlaub mache. Klar, wir sind in einem fremden Land und sammeln neue, schöne Eindrücke, aber es ist Arbeit und dafür wollen wir uns wappnen.
KNA: Aktuell sind die Winterspiele deswegen im Blickpunkt, weil Russland wegen Dopingvergehen ausgeschlossen wurde und nur einzelne, geprüfte Athleten unter neutraler Flagge starten dürfen. Wie sehen Sie die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)?
Hünten: Ich halte diese Entscheidung für richtig und glaube, dass Sport einfach sauber sein muss. Mir tun die ausgeschlossenen Sportler zwar leid, aber man darf nicht einfach wegschauen. Wichtig ist es, auf den Einzelfall zu blicken. Der Ausschluss ist auch jenen Ländern gegenüber gerecht, die mit redlichen Mitteln versuchen, Erfolge zu erringen.