DOMRADIO.DE: Sie schreiben unter anderem für das Magazin "Der Pilger" und Sie tun selbiges andauernd und schon sehr lange bei Ihrer allerersten Pilger Tour. Da hatten Sie viel zu viel Gepäck dabei. Wann haben Sie das gemerkt?
Beate Steger (Pilger-Expertin): Das habe ich schon am Flughafen auf der Gepäckwaage gemerkt. So richtig in jeder Pore aber erst, als ich losgelaufen bin. Es war im März und es hatte geschneit und geregnet, die Wege waren schlecht und ich bin ständig ausgerutscht. Es war alles so matschig und dann hat auch noch der Rucksack heftig auf den Rücken gedrückt.
DOMRADIO.DE: Haben Sie wieder etwas nach Hause geschickt?
Steger: Ja, in Spanien, in Puente la Reina habe ich das erste Mal gepackt und die Sachen dann wieder nach Hause geschickt. Ich hatte zum Beispiel ein zweites Paar Schuhe und solche Sachen dabei. Danach war ich dann auch leichter unterwegs. Und dann habe ich noch ein paar Sachen vergessen. Irgendwo in Estella habe ich die Gamaschen aus Versehen in der Herberge gelassen. Mein Gepäck hat sich dann von alleine reduziert. An der Reiseapotheke habe ich allerdings nicht gespart. Vieles von dem, was ich dabei hatte, habe ich auch wirklich gebraucht.
DOMRADIO.DE: Kürzlich hat uns ein Trierer Pater, der einen Benefiz-Pilgerweg durch Spanien geht, gesagt: "Das, was man im Notfall braucht, hat man eh' nicht dabei. Da muss man darauf vertrauen, dass der liebe Gott einem ein bisschen hilft und man nette Menschen trifft, die genau das dabeihaben, was man selber nicht hat." Können Sie das bestätigen?
Steger: Ja, zum großen Teil schon. Und auch wenn ich keine netten Menschen treffe, die mir aushelfen können, dürfen wir ja auch nicht vergessen, dass wir nicht durch die Wüste Gobi laufen oder durch die Wildnis. Man kommt ja immer wieder durch Orte durch. Und auch in Spanien gibt es Apotheken, und gerade die, die am Jakobsweg liegen, wissen sehr genau, woran die Pilgerinnen und Pilger auf ihrem Weg so leiden. Sie finden keine Apotheke, die keine Blasen-Pflaster hat, und zwar in großen Mengen, in verschiedenen Größen, in verschiedenen Ausführungen. Der Markt alleine an Blasen-Pflastern ist unglaublich.
DOMRADIO.DE: Was kommt denn in Ihre Reisepotheke noch so rein?
Steger: Auf jeden Fall ist eine sehr gute Sonnenmilch wichtig. Das sollte auch immer eine Neue sein und nicht eine, die schon ein paar Jahre alt ist. Dann wirkt sie nämlich nicht mehr. Ich trage auch immer ein langärmliges Oberteil, um mich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Dazu trage ich einen Pilger-Hut.
Normale Pflaster habe ich auch immer dabei. Die Blasen-Pflaster sind nämlich erstens wahnsinnig teuer, und zweitens kleben die immer so fest. Die nehme ich nur bei ganz hartnäckigen Blasen. Ich hatte bei meiner ersten Fußpilgerreise 2007 die ersten zehn Tage unheimlich mit Blasen zu kämpfen.
Ich hatte die nicht nur an den Fersen und Zehen, sondern auch an den Sohlen. Die gingen nach zehn Tagen auch weg und sind dann auch nicht wiedergekommen. Dann konnte ich ganz entspannt weiterlaufen bis nach Santiago de Compostela.
DOMRADIO.DE: Haben die Herbergen auch Blasen-Pflaster, Kopfschmerztabletten und Sonnencreme?
Steger: Das habe ich noch nicht gesehen. Aber die Pilger tauschen so etwas auch untereinander aus, wie der Pater gesagt hat. Mittlerweile sind ja viele unterwegs. Gerade in Spanien trifft man immer jemanden. Wenn man in Deutschland unterwegs ist, oder auf Wegen die nicht so populär sind, dann ist das manchmal ein bisschen schwieriger.
Aber ich habe in Cafés, wo man sonst frühstückt, gesehen, dass die verschiedenste Arten von Pflaster verkauft haben, für verschiedenste Wehwehchen. Pflaster gegen Müdigkeit oder gegen Verstauchungen. Die sind da sehr erfinderisch geworden, was die Nöte der Pilgerinnen und Pilger betrifft.
DOMRADIO.DE: Was machen Sie denn, wenn Sie mal irgendwo abrutschen und sich wirklich verletzen?
Steger: Dafür habe ich eine Verbandrolle dabei, wenn ich irgendetwas stützen muss. Für Verstauchungen habe ich eine Salbe dabei. Ich persönlich schwöre ja auf homöopathische Mittel. Auf meiner ersten Fußpilgerreise hatte ich am Fuß Verspannungen durch den Schuh. Da haben mir Globuli geholfen. Ob ich mir das eingebildet habe oder nicht, weiß ich nicht. Es hat mir tatsächlich geholfen.
Womit ich auch immer zu kämpfen habe, ist die Pilger-Krätze. Das klingt nicht schön und wird unter Pilgerinnen und Pilgern stark diskutiert. Das hört sich schlimmer an als es ist, ist es aber nicht. Ich trage hohe Schuhe und wenn es sehr heißt ist, dann bilden sich rote Flecken auf der Haut, um den Knöchel herum. Das kann auch ein bisschen jucken.
Ich versuche dann, meine Füße ins Wasser zu strecken, wenn ich an einem Bach vorbeikomme oder an einem Brunnen. Schuhe und Socken ausziehen, die Füße an die frische Luft bringen. Das kann auch schon helfen.
Die Pflege der Füße ist schon eine wichtige Geschichte, weil die beim Pilgern ja eine Hauptrolle spielen. Deswegen habe ich immer eine gute Fußsalbe dabei. Abends in den Herbergen, da duftet es überall nach verschiedensten Fußsalben, weil alle ihre Füße pflegen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.