DOMRADIO.DE: Pilgermessen gibt es gleich doppelt, das kann man auch falsch verstehen.
Beate Steger (Pilgerexpertin und Autorin): Es gibt Pilgermessen, mit denen Gottesdienste gemeint sind, die auch manchmal Aussendungsfeiern genannt werden. Es gibt aber auch Pilgermessen wie Reisemessen, wo man sich übers Pilgern informieren kann.
DOMRADIO.DE: In meiner Vorstellung geht es da um Schlafsäcke, Outdoorkleidung und noch vieles mehr.
Steger: Um Ausrüstung auf jeden Fall. Es geht auch, gerade für die Pilger-Neulinge darum, welche Strecken es überhaupt gibt. Meistens sind es Jakobswege, die da vorgestellt werden.
Es gibt aber auch andere Pilgerwege, wie zu Beispiel den Lutherweg 1521 oder den Franziskusweg, der auch durch Italien verläuft oder die Bonifatius-Route in Deutschland. Da gibt es jede Menge Pilgerwege neben den Jakobswegen.
Es wird auf die Ausrüstung hingewiesen. Es geht aber auch um Angebote wie zum Beispiel Samstags-Pilgern, wo man sich in Gruppen zusammentut und gemeinsam laufen kann. Daneben gibt es richtige Reiseangebote von kirchlichen und weltlichen Reiseveranstaltern, wo man sich auf einer geführten Pilgertour anschließen kann.
DOMRADIO.DE: Wo gibt es diese Pilgermessen?
Steger: Eine sehr große Messe findet dieses Jahr zum 16. Mal in Hamburg statt, und zwar am 17. Februar. Pastor Bernd Lohse war da immer sehr federführend. Er wird dieses Jahr in den Ruhestand verabschiedet und es kommt ein neuer Pilger-Pastor. Es gibt auch immer ein Sternenpilgern zur Messe.
Dann gibt es im Oktober eine Messe in Nürnberg. Am 24. Februar gibt es ein Pilgermesse in Frankfurt von der Jakobus-Gesellschaft in Hessen und noch ganz viele andere Messen, die keine reinen Pilgermessen sind, sondern wo das Pilgern in die Reisemessen integriert wird.
DOMRADIO.DE: Finden diese Pilgermessen dann auch auf einem Messegelände statt oder eher in einem Pfarrheim?
Steger: Die Messen sind viel kleiner. In St. Jacobi in Hamburg finden sie in den beiden Kirchen statt, die nicht weit voneinander entfernt sind. Dort sind im Kirchenraum die Stände aufgebaut. Aber auch wenn die kleiner sind als zum Beispiel die Internationale Tourismusbörse in Berlin oder die Camping Motor Touristik-Messe in Stuttgart, sind sie unheimlich gut besucht.
Ich war 2023 auf der Messe in Hamburg und es ist unglaublich, wie viele Menschen dort unterwegs sind und wie viele Stände es dort gibt. Da gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt.
DOMRADIO.DE: Wie erklären Sie sich diese Nachfrage?
Steger: Viele haben den Wunsch, sich einmal auf den Weg zu machen. Da ist aber auch die Unsicherheit groß, wenn man auf eigene Faust losgeht. Viele wollen sich dann einfach erkundigen, wie das überhaupt funktioniert. Bei diesen Pilgermessen hat man natürlich auch die Möglichkeit, mit erfahrenen Pilgerinnen und Pilgern zu sprechen.
Die werden sehr oft von Jakobus-Gesellschaften organisiert oder von Ehrenamtlichen, die sich mit dem Pilgern beschäftigen. Und da hat man wirklich die Möglichkeit Fragen zu stellen. Wie fange ich an? Wie ziehe ich mich an? Wie ziehe ich eine eigene Pilgerreise auf?
Das Interview führte Tobias Fricke.