Pilgerexpertin gibt Tipps zum Fotografieren unterwegs

"Fast so wie meditieren"

Passen pilgern und fotografieren zusammen oder lenkt das eine zu sehr vom anderen ab? Beate Steger erklärt, wieso beides sich für sie nicht ausschließt und verrät, welche Motive sie auf ihren Pilgertouren am häufigsten ablichtet.

Pilgern und fotografieren müssen einander nicht ausschließen / © I Water (shutterstock)
Pilgern und fotografieren müssen einander nicht ausschließen / © I Water ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Passt pilgern und fotografieren für Sie zusammen? Man lenkt sich damit ja auch wieder ab. 

Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Für mich passt es sogar sehr gut, denn für mich ist Fotografieren fast so wie meditieren. Wenn man aber vorhat, an einem Tag 30 Kilometer zu laufen und man muss unbedingt zur nächsten Unterkunft kommen, dann hat man vielleicht nicht so die Muße. Aber so etwas versuche ich auch gar nicht, dass ich Höchstleistungen bringe und wahnsinnig viele Kilometer mache.

Beate Steger ist Pilgerexpertin und gibt auf DOMRADIO.DE regelmäßig Tipps zu Pilgern. / © privat
Beate Steger ist Pilgerexpertin und gibt auf DOMRADIO.DE regelmäßig Tipps zu Pilgern. / © privat

Wenn ich an eine Burg oder an Klosterruinen komme, finde ich das ganz spannend.  Die gibt es ganz oft auf den Pfälzer Jakobswegen oder auch auf der Jakobsweg-Klosterroute zwischen Worms und Metz. Dann lege ich erstmal den Rucksack ab und bewege mich dann mit meiner Kamera durchs Gelände. Ich nehme das alles in mich auf und suche schöne Fotomotive. Das ist für mich dann auch eine Form von Meditation. Das gehört für mich auf jeden Fall zum Pilgern dazu.

DOMRADIO.DE: Man könnte sich die Motive aber einfach nur anschauen und einprägen. Was ist der Unterschied, wenn man dann noch ein Foto davon macht? 

Steger: Das stimmt natürlich. Wenn man ganz viel fotografiert, könnte man meinen, dass man eigentlich gar nichts gesehen hat, weil man nur durch die Kameralinse oder durch die Handylinse geschaut hat. Ich mag es sehr gerne, weil ich auch Pilgerführer schreibe. Die muss ich auch bebildern. Das ist vom Verlag auch vorgegeben. Insofern muss ich auch fotografieren. 

Aber ich finde es auch sehr schön, wenn man zu Hause davon erzählt und noch etwas zum Vorzeigen hat. Ich rate immer dazu, weil ich immer sehe, dass die Leute so viel fotografieren, dass sie dann einen Wust an Bildern haben und nicht wissen, wo man die abgelegt hat. Deshalb sollte man sie in Ordner oder Alben einsortieren. Am besten sortiert man nach Tagen und benennt die Ordner dann auch so.

Dann macht es richtig Spaß, davon zu Hause zu erzählen und den Menschen daheim zu zeigen, wo man gewesen ist. 

DOMRADIO.DE: Was würden Sie denn fürs Pilgergepäck empfehlen? Reicht da das Handy?

Steger: Die Handys machen mittlerweile gute Bilder, das ist ja gar keine Frage. Ich habe noch eine Systemkamera. Ich hatte früher eine Spiegelreflex-Kamera. Die war ziemlich schwer, wenn ich dann auch noch ein Wechselobjektiv hatte.

Jetzt habe ich das Ganze eine Nummer kleiner. Ich habe das auch mal nachgewogen, das ist eine Gewichtsersparnis von 30 bis 40 Prozent gewesen.

Ich habe beim Pilgern sowieso immer einen kleinen Hüftgurt dabei. Der ist gar nicht riesig, den muss man nur immer vorher anziehen, bevor man den Rucksack aufsetzt. Da ist vorne eine kleine Tasche dran. Dort passt meine Systemkamera rein. Da würde aber auch nur ein Handy und der Pilgerausweis reinpassen, sodass man den gleich zur Hand hat, wenn man einen Stempel bekommt.

Da kommt man gleich dran, wenn man etwas Schönes zum Fotografieren sieht und muss nicht erst den Rucksack absetzen.

Beate Steger

"Das sind einfach gigantische Bilder."

DOMRADIO.DE: Sie haben auch übers Fotografieren und Pilgern geschrieben.

Steger: In dem neuesten Fotomagazin CT ist eine große Reportage von mir, wie man Pilgern und Fotografieren miteinander verbinden kann. Da gibt es ganz viele Bilder von der Klosterroute und von dem Pfälzer Jakobsweg. Da gibt es gigantisch schöne Klosterruinen und Burgruinen, in Sandstein gebaut. Je verfallener, desto besser. 

Was man da alles entdecken kann? Dazu gehören auch kleine Blümchen, die zwischen den Mauerritzen hervorwachsen oder ganze Bäume in den Ruinen. Wie sich die Natur das wieder zurückholt. Das sind einfach gigantische Bilder. 

DOMRADIO.DE:  Kritiker könnten sagen, das sei Wandern und nicht Pilgern, was Sie da tun. 

Steger: Die Abgrenzung von Pilgern und Wandern ist immer so eine Sache. Ich habe vor kurzem mit einem evangelischen Pastor gesprochen. Der hat mir gesagt, wenn man keine 30 Kilometer mit vollem Rucksack läuft und dabei eine innere Einkehr mit Gott haben möchte und sich wieder zu Gott hin wendet, ist es für ihn kein Pilgern. Das ist ja auch in Ordnung. Das kann er so sehen.  

Ich mache manchmal vielleicht lieber "Pilgern light" und bin dann eben auf einer Klosterruine und halte mich da eine halbe Stunde auf. Da fühle ich mich auch mit allem verbunden, mit Gott und der Welt und schaue mir die Sachen an und bin einfach im Moment. Das ist für mich auch Pilgern.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihr häufigstes Fotomotiv? 

Steger: Kirchen und der Jakobus. Wenn ich auf Jakobswegen unterwegs bin, ist es natürlich immer wieder der Jakobus. Ich komm schon gar nicht mehr in die Kirche rein, ohne dass ich nach dem Jakobus schaue. Der ist immer ganz typisch mit seinem Pilgerstab dargestellt, mit dem Pilgerhut, mit der Jakobsmuschel an irgendeiner Stelle, meistens auf dem Mantel oder auf dem Hut.

Dann schaue ich zuerst mal die ganzen Statuen und Bilder in der Kirche an und suche sie nach Jakobus, dem Älteren ab. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR