Pilgerexpertin lädt zum "Nachpilgern" ein

Pilgern in Gedanken

Pilgerexpertin Beate Steger lief im Sommer den Olavsweg in Norwegen. Ein täglicher Impuls zu genau dieser Pilgertour per WhatsApp-Gruppe, katapultiere sie regelrecht zurück, meint sie und verrät, was sie am "Nachpilgern" begeistert.

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Wegarke auf dem Olavsweg von Oslo nach Trondheim in Norwegen (shutterstock)
Wegarke auf dem Olavsweg von Oslo nach Trondheim in Norwegen / ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie als unsere Pilgerexpertin sind ständig pilgernd unterwegs. Da können Sie sich doch gar nicht an alles erinnern, oder? 

Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Nein, das stimmt. Aber wenn ich dann zum Beispiel über eine Pilgerreise oder für meine Internetseiten etwas schreibe, dann schaue ich mir die Bilder an und dann bin ich gleich wieder da. 

Beate Steger (DR)
Beate Steger / ( DR )

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch Gruppen, mit denen sie auf Pilgerreise gehen. Und mit so einer pilgern sie aktuell "nach", nämlich auf dem Olavsweg in Norwegen. Was hat es damit auf sich? 

Steger: Ja, ich war Ende August bis Anfang September mit einer Gruppe von fast 25 Luxemburgerinnen und Luxemburgern auf dem Olavsweg. Wir hatten einen katholischen Pfarrer dabei, ein ganz großartiger Mensch. Und der hat uns jeden Tag immer morgens auf so einem kleinen gelben Zettel einen Impuls gegeben. 

Und das hat jetzt unsere Gemeindereferentin wieder aufgegriffen: Wir haben eine WhatsApp Gruppe, in der wir unsere Bilder ausgetauscht haben, und die Gemeindereferentin hat genau fünf Wochen nach dieser Pilgerreise an jedem Tag einen Impuls gegeben - nämlich den, den wir vom Pfarrer bekommen hatten. 

Dazu gab es eine Beschreibung, was wir an dem Tag genau gemacht haben, wo wir unterwegs waren, welche Unterkunft wir hatten oder was das Besondere an dem Weg war. Und damit hat sie uns sozusagen wieder zurück katapultiert auf diese Pilgerreise. 

DOMRADIO.DE: Warum macht die Gemeindereferentin das? 

Steger: Ich glaube, das war für sie auch noch mal eine schöne Übung oder auch eine besondere Betreuung ihrer Schäfchen, was sie ja auch als Gemeindereferentin macht. Die Impulse bieten sich auch zum Weiterleiten an andere an, die nicht mit auf der Pilgerreise waren, um ihnen auch Lust zu machen, vielleicht beim nächsten Mal mitzugehen. Die Gruppe macht das alle zwei Jahre. 

Vielleicht wollte sie auch einfach noch mal diese Impulse aufgreifen, um sie mit in den Alltag zu nehmen. Was war an dem Tag wichtig? Auf was haben wir besonders geschaut? Sie hat das ganz großartig gemacht. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, selbst wenn ich gar nicht dabei gewesen bin, habe ich auch etwas davon?

Beate Steger

"Es sind genau diese Erfahrungen, die im Menschen den Wunsch entfachen, sich selbst auf Pilgerreise zu begeben." 

Steger: Man hat sicherlich auch etwas davon, aber es ist natürlich etwas ganz anderes. Trotzdem glaube ich, dass es genau diese Erfahrungen sind, die im Menschen den Wunsch entfachen, sich selbst auf eine Pilgerreise zu begeben. 

Blick auf das Tal Gudbrandsdalen auf dem St. Olav-Pilgerweg nahe Ringebu (shutterstock)
Blick auf das Tal Gudbrandsdalen auf dem St. Olav-Pilgerweg nahe Ringebu / ( shutterstock )

Also nicht unbedingt zu sagen: Oh wow, die Kathedrale in Santiago de Compostela ist so großartig. Oder der Nidarosdom in Trondheim, wo der heilige Olav begraben sein soll, ist so wahnsinnig schön. Sondern es ist gerade dieses Gefühl dabei, das man transportieren kann. 

Sie hat zum Beispiel geschrieben: An dem Tag war der Weg ganz schön schwierig. Wir mussten richtig kämpfen, wir hatten viele Höhenmeter, wir hatten auch mal Regen... 

Also genau dieses Gefühl wieder zu transportieren, bringt viele dazu zu sagen "So was würde ich auch mal machen". 

DOMRADIO.DE: Und dieses Gefühl zurückzuholen für die, die dabei gewesen sind, - nennen wir es mal "nach-pilgern"- ist wohl ein Trend..

Beate Steger

"Die vielen Bücher (über Pilgerreisen auf dem Jakobsweg) laden zum Nachpilgern ein." 

Steger: Ja, ich habe es einfach so "nach-pilgern" genannt, man könnte auch etwas anderes dazu sagen. Ich glaube, es ist insofern ein Trend, weil unheimlich viele Menschen, die auf dem Jakobsweg waren, Bücher darüber schreiben. Es ist unglaublich, wie viele Bücher es über Jakobsweg-Reisen gibt. Insofern glaube ich schon, dass es ein Trend ist, weil viele Menschen sagen: Das war so etwas ganz Besonderes in meinem Leben; ich möchte, dass andere auch davon erfahren und diese Bücher laden zum Nachpilgern ein. 

Der Nidarosdom in Trondheim / © trabantos (shutterstock)
Der Nidarosdom in Trondheim / © trabantos ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Haben Sie heute schon in Ihrer WhatsApp Gruppe eine Nachricht bekommen? 

 

Steger: Leider nein, die Sache ist gerade vorbei. Wir sind in der WhatsApp-Gruppe schon in Trondheim angekommen. Da hatten wir fantastisches Wetter. Es war total heiß für Trondheim-Verhältnisse; wir haben uns die Stadt angeschaut und auch den Dom besucht. 

Das war die letzte Meldung, leider. Ich habe mich wirklich jeden Morgen darauf gefreut. Aber vielleicht kommt es ja noch mal in einem halben Jahr. 

DOMRADIO.DE: Können Sie denn mit diesen nachgepilgerten Impulsen und Erinnerungen sagen: Ach toll, mit dem gleichen Gefühl gehe ich jetzt mal an der Wupper entlang ? 

Beate Steger

"Viel besser ist es, wenn man sich ganz neu auf den Weg macht."

Steger: Ich denke, das wird schwierig. Vor allen Dingen, wenn man da so eine große Erwartungshaltung hat, dass es vielleicht genauso wieder ist, wie man es da erlebt hat. 

Ich glaube, viel besser ist es, wenn man sich ganz neu auf den Weg macht, ganz frei macht. Es geht natürlich nicht immer. Die schönen Dinge kann man mitnehmen und die nicht so schönen, zum Beispiel wenn es total regnet und man im Matsch versinkt, die muss man immer wieder neu machen. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt. 

Katholische Kirche in Norwegen

Das große Land Norwegen ist seit 1931 in drei kirchliche Verwaltungsbezirke eingeteilt: Oslo, Trondheim und Tromsø (Siehe auch: www.katolsk.no/norge/.) Unter den rund 3,56 Millionen Einwohnern leben 112.018 Katholiken, das entspricht 2,23 Prozent.

Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn (shutterstock)
Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn ( shutterstock )
Quelle:
DR