DOMRADIO.DE: Was ist von Deutschland aus die kürzeste Pilgerstrecke nach Rom?
Beate Steger (Pilgerexpertin): Wenn wir davon ausgehen, dass unser Startpunkt Konstanz am Bodensee ist, dann beginnt die kürzeste Strecke mit der "Via Francisca Lukmanier", die auch "Weg der Kaiser" genannt wird.
Die geht aber dann nur bis Pavia, im Süden Italiens. Und da trifft sie auf die viel bekanntere "Via Francigena", den "Franziskus Weg", der dann auch nach Assisi und nach Rom weiterführt.
DOMRADIO.DE: Wieso heißt es "Weg der Kaiser"?
Steger: Es war so, dass diese Strecke früher über den Lukmanierpass genutzt worden ist. Das ist eine alte langobardische Straße von Konstanz über die Schweiz und dann bis nach Italien. Seit dem siebten Jahrhundert hat man diesen Weg benutzt. Im 15. Jahrhundert gab es das Konzil von Konstanz, deswegen waren die Kaiser und die hohen Würdenträger hier oft unterwegs.
DOMRADIO.DE: Dieser Pilgerweg geht eine ganze Ecke lang durch die Schweiz. Da ist es etwas teurer, oder?
Steger: Ja, aber das ist auch bei den Jakobswegen oder anderen Pilgerwegen durch das Land so. Die Schweiz ist halt ein teures Land. Der Weg selber ist 510 Kilometer lang. 135 Kilometer davon sind nur in Italien, in der Schweiz und in Liechtenstein sind es 390 Kilometer. Das ist also deutlich der längste Teil.
Die Schweizer machen da schon viel, bieten zum Beispiel günstige Pilgerunterkünfte. Auf den Internetseiten, wo sie Werbung für diesen Weg machen oder auch Informationen geben, empfehlen sie, man sollte vielleicht mit dem Bus zu den Pilgerunterkünften fahren und dann am Morgen wieder dahin, wo man am Tag vorher aufgehört hat. So kann man das so günstig wie möglich halten.
DOMRADIO.DE: Was für Klöster oder Abteien passiert man, wenn man diesen Pilgerweg läuft?
Steger: Man geht einmal an der Kathedrale in St. Gallen vorbei, dann kommt man zu dem Kloster in Disentis. Das ist wunderbar. Das ist übrigens am jungen Rhein gelegen, der auch in der Schweiz entspringt, in Graubünden. Das heißt, man hat auch noch wunderschöne Landschaften um sich.
Man hat auch in Italien tolle Wallfahrtsstätten, zum Beispiel Sacro Monte von Varese. Aber man kommt eben auch in kleine, fast unbedeutende Dörfer. Morimondo ist ein ganz bezaubernder Ort inmitten der Natur. Da gibt es eine große und alte Abtei und man hat eben ganz viel Landschaft.
Das Schöne ist, dass man nicht ständig wahnsinnig hoch gehen muss, was man in der Schweiz auch denken könnte. Eine Ausnahme ist der Lukmanierpass, der auf knapp 2.000 Metern liegt.
DOMRADIO.DE: Das heißt, der Weg ist alles in allem wegen weniger Höhenmeter nicht so schwer?
Steger: Ja, genau. Es ist undulierendes Gelände, sage ich immer dazu. Also, es geht schon immer wieder hoch und runter, man kriegt schon einige Höhenmeter zusammen. Die Italiener werben sogar bei dem Weg, dass er viel auf Asphalt verläuft, dass man die Strecke zumindest in Italien sehr gut auch mit dem Fahrrad machen kann. Er ist zum Teil barrierefrei. Da muss man nicht durch den Matsch laufen, wenn es unheimlich viel regnet.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.