Pius-Brüder greifen deutsche Bischöfe erneut an

"Lügen und Versagen"

Die traditionalistische Priesterbruderschaft Pius X. wirft den deutschen Bischöfen Lügen und ein mangelhaftes Verständnis der katholischen Lehre vor. Selbstverständlich bekenne sich die Pius-Bruderschaft zum Grundgesetz der Bundesrepublik und verwerfe "mit ganzem Herzen" die monströse Idee einer Staatskirche, erklärte der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger am Donnerstagabend in Stuttgart. Eine erneute Reaktion der Bischofskonferenz liegt noch nicht vor.

Beharrlich: Franz Schmidberger, Distriktoberer der Pius-Bruderschaft (KNA)
Beharrlich: Franz Schmidberger, Distriktoberer der Pius-Bruderschaft / ( KNA )

Schmidberger wies damit Äußerungen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zurück. Dieser hatte am Mittwoch der Pius-Bruderschaft vorgeworfen, «unser Verständnis von Demokratie» anzugreifen und herabzusetzen. «Die Vorstellung einer katholischen Staatskirche ist für uns überholt», so der Erzbischof. In seiner Erklärung übt Schmidberger scharfe Kritik an dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden: «Sollte diese Äußerung tatsächlich gefallen sein, so legt der Erzbischof damit bewusst oder unbewusst falsches Zeugnis ab.»


"Versagen der deutschen Bischöfe"
Schmidberger weiter: «Die Treue zur verfassungsmäßigen Ordnung, so wie sie zum Beispiel im vom Heiligen Stuhl genehmigten und vom Konkordat vorgesehenen Treueeid für die Bischöfe zum Ausdruck kommt, anerkennen wir selbstredend, wie sie jeder gute Katholik anerkennt.» Die Bruderschaft sei genauso wenig demokratieherabsetzend, «wie es die Katholiken vor dem II. Vatikanum waren».

Der Distriktobere warf der katholischen Kirche in Deutschland vor, die Trennung von Staat und Kirche selbst nicht ausreichend zu beachten. Die katholische Kirche sei eine «vollkommene Gesellschaft» und müsse daher immer frei sein für ihren göttlichen Auftrag. «Was es bedeuten kann, wenn die Kirche vom Staat instrumentalisiert wird, sehen wir an dem furchtbaren Versagen der deutschen Bischöfe im Abtreibungsschein-Skandal beziehungsweise der Donum-vitae-Debatte», so Schmidberger. Deswegen begrüße die Bruderschaft die Debatte um die Kirchensteuer und die Staatsbesoldung der Bischöfe. «Wer im Glashaus sitzt, sollte eben nicht mit Steinen werfen», so Schmidberger.

"Falsche Sozial- und Moralprinzipien"
Was die Priesterbruderschaft nicht annehmen könne, seien falsche Sozial- und Moralprinzipien, «die vom Lehramt der Päpste und der Tradition immer verworfen wurden». Diese falschen Grundsätze müsse jeder Katholik verwerfen, wenn er in Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen wolle, «auch jeder deutsche Bischof», betonte Schmidberger. «Wir erwarten von den deutschen Bischöfen ein klares Bekenntnis zum sozialen Königtum unseres Herrn Jesus Christus, wie es von Papst Pius XII. und seinen Vorgängern allen Katholiken zur Pflicht gemacht wurde», erklärte der Distriktobere.

In den vergangenen Monaten hatten Politikwissenschaftler die Pius-Bruderschaft als verfassungsfeindlich bezeichnet. So verwies das langjährige Mitglied im Bundesvorstand der CDU, Gerd Langguth, auf gesellschaftspolitische Positionen von Schmidberger, die er in den «Grundsätzen einer christlichen Gesellschaftsordnung» niedergelegt habe.

Darin befürworte Schmidberger etwa die Todesstrafe, lehne Parteien, Gewerkschaften und parlamentarisch-repräsentative Demokratie ab und wolle eine gesellschaftliche Einheitsmoral durchsetzen, die Empfängnisverhütung ebenso verbiete wie Homosexualität, Gotteslästerung und Freimaurerlogen. In letzter Konsequenz verleugneten die Pius-Brüder die Autorität des staatlichen Rechts und folgten dem Bild einer Gottesherrschaft, so Langguth.