Die Autobiografie erschien an diesem Mittwoch auf Französisch unter dem Titel "Endlich frei". Wie die Zeitung "The Guardian" berichtet, wurde im Vorfeld erstmals auch ein aktuelles Foto Bibis veröffentlicht. Es zeigt sie mit der Journalistin und Menschenrechtlerin Anne-Isabelle Tollet, die 2010 über den Fall berichtete und nun Co-Autorin des Buches ist.
"Sie kennen meine Geschichte aus den Medien, vielleicht haben Sie versucht, sich in meine Lage zu versetzen", zitiert der "Guardian" aus einer Presseankündigung Bibis. "Aber Sie werden mein tagtägliches Leben im Gefängnis oder mein neues Leben bei weitem nicht verstehen; deshalb erzähle ich Ihnen alles in diesem Buch."
Einfaches Leben in Kanada
Tollet sagte dem französischen Sender RCF Radio (Mittwoch), Asia Bibi gehe es in Kanada gut; sie sei "körperlich und geistig gesund". Die frühere Landarbeiterin und fünffache Mutter führe ein "einfaches und diskretes Leben". Sie sei traurig, ihre Heimat verlassen zu haben, stehe aber weiter mit den in Pakistan verbliebenen Angehörigen in Kontakt.
Die zehnjährige Tortur habe Asia Bibi vor allem mit ihrem Glauben überstanden, so Tollet. "Sie betete jeden Tag in ihrer Zelle; sie vertraute Gott, und sie wusste, dass er sie da rausholen würde." Immens wichtig für den Überlebenskampf sei jedoch auch die Unterstützung und Anteilnahme durch die internationale Gemeinschaft gewesen. Die Biografie sei vor allem als Dank dafür gedacht, so die Co-Autorin.
"Plädoyer gegen Fanatismus"
Das Buch sei auch als "Plädoyer gegen jeglichen Fanatismus" zu verstehen, so die Journalistin. Gezeigt werde, "wie religiöser Fanatismus Menschen zu etwas anstacheln kann, das sie dann als menschliches Wesen völlig unkenntlich macht". Immer wieder sei Bibis Leben nicht nur durch Islamisten gefährdet gewesen, sondern auch durch Christen, die etwa zum falschen Zeitpunkt Anklage erhoben oder Verhandlungen vorschnell publik gemacht hätten. Tollet selbst habe aus diesem Grund Papst Franziskus zu einem bestimmten Zeitpunkt gebeten, sich nicht zum Fall Bibi zu äußern.
Die Katholikin Bibi war 2010 von einem pakistanischen Gericht nach Vorwürfen muslimischer Nachbarn wegen Blasphemie zum Tod verurteilt worden. Auslöser war der Streit um die Nutzung des Dorfbrunnens durch die als "unrein" geltende Christin. Es folgte eine jahrelange internationale Kampagne für die Begnadigung Bibis, in deren Verlauf sich auch Papst Franziskus für die Verurteilte einsetzte und zwei pakistanische Politiker von radikalen Muslimen ermordet wurden.
Ende 2018 hob das Oberste Gericht in Pakistan das Todesurteil schließlich auf. Bibi durfte später mit ihrer Familie ins Exil nach Kanada ausreisen. Dort lebt sie wegen anhaltender Todesdrohungen von Extremisten bislang unter anderer Identität an einem unbekannten Ort.