Der polnische Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Stanislaw Gadecki, rief nach einer Versammlung der Diözesanbischöfe in Tschenstochau (Czestochowa) die Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) und katholische Organisationen auf, sich für die "Sonntagsruhe" stark zu machen.
Regierung berät über Einschränkung des verkaufsoffenen Sonntags
Die nationalkonservative Regierung berät bereits über eine Einschränkung des verkaufsoffenen Sonntags. Familien- und Arbeitsministerin Elzbieta Rafalska schlug vor einigen Tagen als Kompromiss vor, die Öffnung von Läden am ersten und vierten Sonntag jedes Monats zu untersagen und nur am zweiten und dritten Sonntag zu erlauben.
Gadecki kritisierte, es fehle bislang am "politischen Willen zur Lösung des Problems". Es sei notwendig, dass die Politiker die Stimme der Gesellschaft für den freien Sonntag hörten. Als "heiliger Tag" solle der Sonntag arbeitsfrei sein. Die endgültige Gestaltung des Gesetzes sei jedoch nicht Sache der Kirche, sondern vielmehr des Parlaments.
Freie Wahl der Öffnungszeiten
Bislang gibt es in Polen mit Ausnahme der gesetzlichen Feiertage keine Einschränkung der Ladenöffnungszeiten. Die Gewerkschaft Solidarnosc hatte voriges Jahr mit Unterstützung der katholischen Kirche rund 500.000 Unterschriften für eine Volksinitiative für ein Gesetz gesammelt, das dem Sonntagseinkauf enge Grenzen setzt. In diesem Herbst wird ein Votum des Parlaments darüber erwartet.
Der Entwurf der Gewerkschaft lässt die Öffnung von Supermärkten und Einkaufszentren nur an sieben Sonntagen im Jahr - darunter zwei Adventssonntagen - zu. Das Einkaufen an Heiligabend und Karsamstag soll ab nachmittags ausgeschlossen werden. Die Regierung erklärte bereits, sie lehne Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren bei Verstößen gegen das Ladenschlussgesetz ab, wie sie der Entwurf der Volksinitiative vorsieht.
Der Verband der Einkaufszentren lehnt die Volksinitiative ab. Ein Verbot der Ladenöffnung an Sonntagen würde zu einem Umsatzrückgang von fast vier Prozent oder mehr als einer Milliarde Euro führen, argumentiert er. Dadurch würden allein in Handelszentren rund 20.000 Arbeitsplätze wegfallen.