Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz hat sich erstmals selbst zum Vorwurf gegen ihn geäußert, er sei nachlässig mit Missbrauchsfällen umgegangen. Erzbischof Tadeusz Wojda versicherte am Freitag in einer von seinem Erzbistum Danzig (Gdansk) veröffentlichten Videobotschaft, dass das Verfahren gegen einen des sexuellen Missbrauchs beschuldigten Priester der Diözese korrekt durchgeführt werde. Er setze sich für eine Aufklärung aller Vorwürfe ein und erkenne "die Notwendigkeit an, den Geschädigten zu helfen".
Für die von Missbrauch Betroffenen sei jede Rückkehr zu dem erlittenen Leid "eine sehr schmerzhafte Erfahrung, der wir uns vielleicht nicht immer voll bewusst sind", so Wojda. "Wenn es also bei diesem Prozess an der erwarteten und gebührenden Empathie gefehlt hat, dann entschuldige ich mich dafür sehr."
Mangelndes Einfühlungsvermögen
Dem Erzbischof wird vorgeworfen, er habe den Priester Adrian G. weiter auch mit Kindern arbeiten lassen, obwohl ihn 2021 zwei junge Frauen beim Erzbistum wegen mutmaßlichen Missbrauchs angezeigt hätten. Zudem soll es Wojda laut polnischen Medienberichten 2022 bei einem Treffen mit den Frauen an Einfühlungsvermögen gemangelt haben.
Für Aufsehen in Polen sorgte zuletzt ein gemeinsamer Brief von 46 Personen, die nach eigenen Angaben in der katholischen Kirche von sexualisierter Gewalt betroffen waren. Sie fordern darin eine Suspendierung von Wojda als Bischofskonferenz-Vorsitzenden. Dazu äußerte sich der Erzbischof in der rund 100 Sekunden langen Videobotschaft nicht.
Betroffener enttäuscht
Einer der Autoren des Brandbriefes an die Bischofskonferenz, Robert Fidura, zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht von Wojdas Statement. Es handele sich um viele leere Worte und Beteuerungen, schrieb er auf der Online-Plattform X.
Wojda (67) ist seit März 2021 Erzbischof von Danzig; zuvor leitete er seit 2017 das Erzbistum Bialystok im Nordosten Polens. Polens Bischöfe wählten ihn im März 2024 zu ihrem Vorsitzenden, obwohl ihm die katholische Wochenzeitschrift "Tygodnik Powszechny" schon 2022 Fehlverhalten in beiden Missbrauchsfällen vorgeworfen hatte.