Polens Kirche wendet sich gegen Reformen bei Abtreibungen

"Wachsender Druck im öffentlichen Raum"

An Polens Schulen soll es nur noch halb so viel Religionsunterricht wie bisher geben. So wünscht es die Bildungsministerin. Die katholische Kirche pocht auf Mitspracherecht. Auch zum geplanten Abtreibungsgesetz erheben sie die Stimme.

Symbolbild Frau mit einem Schwangerschaftstest / © Dean Drobot (shutterstock)
Symbolbild Frau mit einem Schwangerschaftstest / © Dean Drobot ( shutterstock )

Polens katholische Bischöfe kritisieren die Regierung von Donald Tusk wegen der geplanten Änderungen am Religionsunterricht in den Schulen sowie am Abtreibungsgesetz.

Der Ständige Rat der Bischofskonferenz erklärte am Donnerstagabend in Tschenstochau (Czestochowa), er sei besorgt über das Vorhaben des Bildungsministeriums. Änderungen am Fach Religion dürften nur nach Absprache und im Einvernehmen mit den Kirchen vorgenommen werden, forderten die Bischöfe.

Unterrichtsstunden im Wahlfach Religion reduzieren?

Bildungsministerin Barbara Nowacka will die Zahl der Unterrichtsstunden im Wahlfach Religion reduzieren. Eine Stunde in der Woche genüge, sagte sie. Bislang gibt es zwei Stunden. Die im Dezember gebildete Mitte-Links-Regierung hat bereits beschlossen, dass die Religionsnote keine Rolle mehr spielt bei der Berechnung des Notendurchschnitts.

Symbolbild Religionsunterricht in der Schule / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Religionsunterricht in der Schule / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Bischöfe vertrauten darauf, dass die Gespräche zwischen Kirchenvertretern und dem Bildungsministerium positiv verlaufen, heißt es im jetzigen Kommunique. Konkrete Kritikpunkte werden darin nicht genannt. Zuvor hatte die katholische Kirche darauf verwiesen, dass der Religionsunterricht im Konkordat, also dem Abkommen zwischen Staat und Kirche, verankert sei.

Kirche will "klare Position" zu Abtreibung nicht ändern

Der Ständige Rat wandte sich auch gegen den "wachsenden Druck im öffentlichen Raum" und Regierungspläne, "die Tötung von Kindern im Mutterleib" gesetzlich zu erlauben. Er kündigte hierzu eine separate Botschaft an, die am 12. Mai in allen Kirchen verlesen werden soll. Die Kirche werde ihre klare Position nicht ändern, hieß es.

Symbolbild Frau mit einem Schwangerschaftstest / © Vera Petrunina (shutterstock)
Symbolbild Frau mit einem Schwangerschaftstest / © Vera Petrunina ( shutterstock )

Polen hat derzeit eines der restriktivsten Abtreibungsgesetze in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur bei Gefahr für die Gesundheit der Frau oder nach einer Vergewaltigung erlaubt. Die Regierungskoalition plant eine Liberalisierung, ist sich aber nicht einig, wie weit sie gehen soll.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell großen Einfluss. Ihr gehören knapp 90 Prozent der 33 Millionen Bürger an. In den vergangenen Jahren verlor die Kirche aber besonders in der jungen Generation an Ansehen. In der Hauptstadt Warschau wählten in diesem Schuljahr nur noch 29 Prozent der Schüler in der gymnasialen Oberstufe das Fach katholische Religion. Nach Angaben der Bischofskonferenz besuchten 2021 landesweit 28,3 Prozent der Katholiken die Sonntagsmesse.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA