Polens Präsident und Militärbischof sterben bei Unglück - Papst bekundet Beileid

"Eine der größten Tragödien"

Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski sowie zahlreiche weitere hochrangige Vertreter des Landes sind bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen. Unter den Toten ist auch der polnische katholische Militärbischof Tadeusz Ploski. Papst Benedikt XVI. hat der polnischen Bevölkerung sein Beileid bekundet.

 (DR)

Das Flugzeug der polnischen Regierung stürzte kurz vor der geplanten Landung auf dem Flughafen der westrussischen Stadt Smolensk ab. Kaczynski wollte mit seiner Frau und einer polnischen Delegation an einer Gedenkfeier für die Opfer des Kriegsmassakers von Katyn teilnehmen.

Unter den Toten sind auch der polnische katholische Militärbischof Tadeusz Ploski (54) und der Vizekanzler des Militärordinariats, Jan Osinski, wie ein Kirchensprecher in Warschau mitteilte. An Bord der Maschine waren insgesamt acht Geistliche, darunter auch der orthodoxe Militär-Erzbischof Miron Chodakowski und der evangelische Militärpfarrer Adam Pilch.

Ministerpräsident Donald Tusk rief alle Polen für Sonntag 12 Uhr zu einer zweiminütigen Schweigeminute auf. Es handele sich um eine der «größten Tragödien der neuesten Geschichte Polens». Er wollte noch am Samstag zur Absturzstelle des Flugzeugs reisen.

Einwöchige Staatstrauer
Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski ordnete eine einwöchige Staatstrauer an. Gemäß der Verfassung übernahm der rechtsliberale Politiker kommissarisch die Amtsgeschäfte des Staatsoberhaupts bis zur Wahl eines neuen Präsidenten, die spätestens in 60 Tagen erfolgen muss.

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, erklärte, die Katastrophe habe eine «große Symbolik». Bei Katyn habe Polen nun zwei Eliten verloren, die von 1940 und die gegenwärtige. Kaczynski und seine Delegation hätten ein «großes Opfer für die allerhöchsten nationalen Werte» gebracht. Bei Katyn hatte der sowjetische Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg Tausende gefangene polnische Offiziere und Intellektuelle erschossen. Warschaus Erzbischof Kazimierz Nycz sagte bei einer Pressekonferenz: «Im Dienst für Polen ist die Blume des Landes umgekommen.» Er rief alle Polen zur Solidarität und Zusammenhalt auf: «Das Leid möge uns versöhnen.»

Im ganzen Land werden an diesem Wochenende Gedenkgottesdienste für die Katastrophenopfer zelebriert. Die zentrale Totenmesse wollte am Samstagabend der Apostolische Nuntius in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk, in der Warschauer Militärkirche für die Opfer feiern. Am Samstagvormittag beteten bereits die Anwesenden der ursprünglichen Gedenkfeier für die Katyn-Opfer für die Passagiere der verunglückten Maschine. In Krakau läutete am Mittag auf Anordnung von Kardinal Stanislaw Dziwisz die zehn Tonnen schwere Sigismundglocke der Wawel-Kathedrale. Sie erklingt nur bei Tod eines Papstes oder an höchsten Feiertagen.

In Deutschland zeigten sich die Repräsentanten von Staat und Kirche bestürzt über den Flugzeugabsturz. Bundespräsident Horst Köhler sprach von einem «furchtbaren Verlust» für Polen. Kaczynski werde in Erinnerung bleiben als ein Politiker, der «ein Leben lang leidenschaftlich für sein Vaterland gekämpft» habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte «allen Polen Trost und Kraft» und bekundete: «Ganz Deutschland steht in dieser schweren Stunde in Mitgefühl und Solidarität an Ihrer und der Seite Polens.» Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen äußerten ihre Bestürzung und Anteilnahme. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sandte ein Kondolenzschreiben an den polnischen Primas, Erzbischof Henryk Muszynski.

Papst Benedikt XVI. bekundete der polnischen Bevölkerung ebenfalls sein Beileid. Die Nachricht vom tragischen Tod des Präsidenten, seiner Frau und der begleitenden Personen habe ihn mit tiefem Schmerz erfüllt, schrieb er in einem Beileidstelegramm an Parlamentspräsident Komorowski.