"Johannes Paul II. allein hat die Weltordnung nicht verändert, aber er hat sicher eine wichtige Rolle gespielt", so die in London lehrenden Historikerin im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Katholizismus sei "ein wesentlicher Bestandteil der polnischen Identität" gewesen.
Mit den Reisen in sein Heimatland 1979, 1983 und 1987 habe der Papst "antisowjetische und antikommunistische Energien" freigesetzt. "Das alles kam 1989 wieder hoch, als sich die Gewerkschaft Solidarnosc und die Kirche mit den Kommunisten am Runden Tisch wiederfanden." Einen ähnlichen Einfluss habe die katholische Kirche in Litauen gehabt.
Die aktuelle Situation in Belarus
Zu den aktuellen Protesten in Polens Nachbarland Belarus meinte Spohr. "Vielleicht findet jetzt so etwas wie die Fortsetzung einer unvollendeten Revolution statt." Schon bald nach Ende der UdSSR sei Alexander Lukaschenko an die Macht gekommen. "Damals ließen sich die frühen Hoffnungen der Weißrussen auf Demokratisierung nicht bewerkstelligen."
Spohr veröffentlichte unlängst ihre Studie "Wendezeit. Die Neuordnung der Welt nach 1989". Dafür erhält sie in diesem Jahr den erstmals verliehenen und mit 2.000 Euro dotierten Preis "Das politikwissenschaftliche Buch" der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft und der Stiftung Wissenschaft und Demokratie.