Vertreter der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) stellten am Sonntagabend (Ortszeit) in ersten Reaktionen den friedlichen Verlauf des Urnenganges heraus. Prognosen wurden am Wahlabend zunächst nicht veröffentlicht, die Wahlbehörde TSE publiziert in Echtzeit die einlaufenden Resultate auf einer Internetseite.
Die Portale El Deber und Pagina Siete berichten unter Berufung auf eine nicht offizielle Schnellauszählung des Instituts Ciesmori, der sozialistische Kandidat Luis Arce habe die Wahlen mit 52,4 Prozent gewonnen. Der konservative Ex-Präsident Carlos Mesa käme demnach auf 31,5 Prozent, der rechtskonservative Anwärter Luis Camacho auf 14,1 Prozent der Stimmen. Mit verlässlichen offiziellen Ergebnissen ist allerdings erst im Verlaufe des Montags (Ortszeit) zu rechnen.
Erzbischof: Stimmabgabe im "friedlichen Miteinander"
Der Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra, Sergio Gualberti, hatte in seiner Sonntagspredigt seine Landsleute dazu aufgerufen, die Stimmabgabe im Klima eines friedlichen Miteinanders und ohne Gewalt zu vollziehen. Boliviens Ex-Präsident Evo Morales rief von seinem Exil in Argentinien dazu auf, das Ergebnis der Wahlen zu akzeptieren.
Unruhen nach Wahlen 2019
Bolivien wurde nach der Präsidentschaftswahl im Oktober vergangenen Jahres von heftigen Unruhen erschüttert. Schon die Kandidatur des damaligen Präsidenten Evo Morales war nach einem verlorenen Referendum über eine dazu notwendige Verfassungsänderung hoch umstritten. Morales brach sein Wort und setzte seine Kandidatur gegen das Wählervotum auf juristischem Wege durch. Später räumte er ein, dies sei ein Fehler gewesen.
Nach den Präsidentschaftswahlen warf die Opposition dem seit 2006 regierenden sozialistischen Präsidenten Wahlbetrug vor, Hunderttausende gingen auf die Straße. Morales bestand zunächst auf einem Sieg im ersten Durchgang. Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sprach in einem Abschlussbericht von schwerwiegenden Manipulationsversuchen und empfahl Neuwahlen. Morales trat daraufhin zurück und ging zunächst nach Mexiko und später nach Argentinien ins Exil. Unter Berufung auf neue Studien aus den USA weist Morales inzwischen die Vorwürfe zurück und spricht von einem Putschversuch gegen ihn.