Polizeiseelsorger kritisiert Hochrisikospiele der Fußball-Bundesliga an Ostern

Einsatz statt Familienfeier

Arbeiten statt Osterfest: Der Bremer Polizeiseelsorger Uwe Köster hat die Ansetzung der als Hochrisikospiele geltenden Partien der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga an den Ostertagen in Bremen und Hannover scharf kritisiert.

Autor/in:
Dieter Sell
Polizeieinsatz vor einem Bundesligaspiel / © Uli Deck (epd)
Polizeieinsatz vor einem Bundesligaspiel / © Uli Deck ( epd )

Das bedeute für besonders viele Einsatzkräfte lange Arbeitstage und zeuge von wenig Fingerspitzengefühl bei den Planern der Deutschen Fußball Liga, sagte der Vorsitzende der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Gesellschaftliche Verantwortung, die der Sport hat, geht anders."

Am Karsamstag ist in Hannover das emotionsgeladene Derby zwischen den Zweitligisten Hannover 96 und Eintracht Braunschweig geplant. Rund um die Spiele zwischen Hannover und Braunschweig war es in der Vergangenheit immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Am Ostersonntag empfängt in der ersten Bundesliga Werder Bremen den Hamburger SV zum brisanten Nordderby.

Einsatz statt Familienfeier

Dann seien alleine in Bremen mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz, die gerne mit ihren Familien Ostern gefeiert hätten, sagte Köster. "Wenn die meisten Menschen freihaben, müssen andere arbeiten - darauf haben wir uns in der Gesellschaft geeinigt und das ist auch grundsätzlich okay", räumte Köster ein.

Aber Hochrisikospiele müssten nicht am Hochfest der Christenheit laufen. "Zumal der Einsatz mit dem Spiel ja nicht zu Ende ist. Dann beginnt die dritte Halbzeit, wenn die Fans abreisen." Und auch schon bei der Anreise müssten Sicherheitskräfte auf Bahnhöfen und in Zügen präsent sein.

Gewaltausbrüche und Verbalattacken

Grundsätzlich hätten Gewaltausbrüche und Verbalattacken gegen Fans, Spieler und Einsatzkräfte am Rande emotionsgeladener Begegnungen mit Fußball nichts zu tun, betonte Köster. "Das lässt sich polizeilich nicht lösen, da sind Initiativen wie Fanprojekte ein Ansatz, auch wenn Gewaltbereite in Teilen nicht kommunikationsbereit sind." Köster betonte auch die Verantwortung jedes Einzelnen, wenn es darum geht, Situationen gar nicht erst eskalieren zu lassen und auf Dauer den Personaleinsatz von Polizeikräften zu senken. "Bei diskriminierenden Sprechchören im Stadion darf man nicht mitsingen, entsprechende Plakate nicht hochhalten."

Zur Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer gehören laut Köster 50 hauptamtliche und genau so viele nebenamtliche Theologinnen und Theologen. Bei der katholischen Polizeiseelsorge arbeiten eigenen Angaben zufolge etwa 110 Frauen und Männer. Schätzungen zufolge gibt es etwa 250.000 Polizisten in Deutschland.


Quelle:
epd