Betroffene von sexuellem Missbrauch in Polens katholischer Kirche sind erstmals Gäste einer Vollversammlung der nationalen Bischofskonferenz gewesen. Sowohl Polens Primas, Erzbischof Wojciech Polak, als auch Betroffene von sexualisierter Gewalt durch Geistliche werteten die Unterredung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstagabend in Tschenstochau positiv. "Ich bin sehr dankbar, dass es gelungen ist, die Bischöfe ein wenig an die Hand zu nehmen", sagte Robert Fidura. "Wir scheinen uns in eine Richtung zu bewegen und zu beginnen, bestimmte Dinge sehr ähnlich zu sehen."
Ein anderer Betroffener, Jakub Pankowiak, nannte das Treffen mit den Bischöfen historisch. Er habe den Eindruck, dass es nun viel einfacher sei, einander zu verstehen und gemeinsam zu gehen, so Pankowiak. Erzbischof Polak erklärte, dass die Bischöfe den großen Beitrag der Missbrauchsbetroffenen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen erkannt hätten. Die Bischofskonferenz hatte bereits in der Vergangenheit die Opfer um Entschuldigung gebeten. Bisher hatte es allerdings nur Gespräche mit einzelnen Bischöfen gegeben.
Forderung aus Brandbrief erfüllt
Mit dem Treffen am Rande einer Vollversammlung erfüllten die Bischöfe eine zentrale Forderung aus einem Brandbrief, den Missbrauchsbetroffene im Frühjahr an sie geschrieben hatten. Konkrete Einzelheiten aus dem Gespräch von Dienstag wurden zunächst nicht bekannt. Die Bischofskonferenz äußerte sich nicht zu der Forderung, ihren Vorsitzenden Erzbischof Tadeusz Wojda so lange zu suspendieren, bis der gegen ihn erhobene Vorwurf der Nachlässigkeit im Umgang mit Missbrauchsfällen aufgeklärt sei.
Wojda wird beschuldigt, einen Priester in seinem Erzbistum Danzig (Gdansk) weiter die Arbeit mit Kindern erlaubt zu haben, obwohl ihn zwei Frauen 2021 wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt hätten. Der Erzbischof hatte den Heiligen Stuhl vor Monaten um eine Untersuchung gebeten. Ein Ergebnis liegt bisher nicht vor.