Poroschenko spricht mit Bartholomaios I. über ukrainische Kirche

"Bildung einer einheitlichen Landeskirche"

Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko dringt weiter auf die Schaffung einer von Russland unabhängigen orthodoxen Nationalkirche in seinem Land. Er sprach mit Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, über weitere Schritte.

Griechisch-orthodoxe Kirche (KNA)
Griechisch-orthodoxe Kirche / ( KNA )

Wie die Präsidentenkanzlei am Freitagabend mitteilte, sprach er in einem Telefonat mit dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, über "weitere Schritte zur Bildung einer einheitlichen orthodoxen Landeskirche der Ukraine". Anlass des Telefonats sei der Unabhängigkeitstag der Ukraine gewesen, den die ehemalige Sowjetrepublik am Freitag feierte.

Unabhängigkeitserklärung der Ukraine

Poroschenko hatte in seiner Ansprache zum Nationalfeiertag in Kiew erklärt, die Autokephalie, also Eigenständigkeit der orthodoxen Kirche der Ukraine sei ähnlich wichtig wie die Stärkung der Armee, der Schutz der ukrainischen Sprache und der Kampf für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und der NATO. "Wir sind entschlossen, die unnatürliche und dem Kirchenrecht widersprechende Abhängigkeit eines großen Teils unserer Orthodoxie von der russischen Kirche zu beenden", so der Präsident. Die russische Kirche unterstütze "Putins Hybrid-Krieg gegen die Ukraine und betet Tag und Nacht für die russische Regierung und die russische Armee".

Im Zuge der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine 1991 hatte sich die orthodoxe Kirche des Landes gespalten. Seither ringen die dem Moskauer Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche und das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat um die Vormachtstellung in der Ukraine. Angesichts des Krieges in der Ostukraine zwischen von Moskau unterstützten Separatisten und ukrainischen Regierungstruppen wird der Ruf nach einer von Russland unabhängigen orthodoxen Kirche lauter.

Rund Dreiviertel orthodoxer Christen

Bartholomaios I. hatte sich zuletzt offen gezeigt, der ukrainischen Kirche die Autokephalie zu verleihen. Bisher erkennen das Ökumenische Patriarchat und die mehr als ein Dutzend orthodoxen Landeskirchen offiziell nur die russisch-orthodoxe Kirche an, die in der Ukraine über die meisten Pfarreien verfügt. Rund 70 Prozent der Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum.


Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann (KNA)
Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann ( KNA )

Ukraines Präsident Petro Poroschenko (dpa)
Ukraines Präsident Petro Poroschenko / ( dpa )
Quelle:
KNA