Klara Geywitz will mit Olaf Scholz an die SPD-Spitze

Potdamer Protestantin mit klarem Wertegerüst

Klara Geywitz hat sich in Brandenburg als SPD-Generalsekretärin und religionspolitische Sprecherin ihrer Fraktion einen Namen gemacht. Nun rückt sie durch die gemeinsame Kandidatur mit Olaf Scholz bundespolitisch in den Blick.

Klara Geywitz / © Britta Pedersen (dpa)
Klara Geywitz / © Britta Pedersen ( dpa )

Für ihren Landtagswahlkampf hat sie sich ein rotes Lastenfahrrad besorgt. Damit ist sie in diesen Tagen oft in Potsdam zu sehen; sie besucht Vereine, Initiativen und macht Straßenwahlkampf. Denn der Wahlkreis, um den sich Klara Geywitz, die SPD-Landtagsabgeordnete aus Potsdam, bewirbt, ist unsicher: Zum ersten Mal überhaupt könnte er an die Grünen fallen. Am Dienstag gab die SPD-Politikerin nun überraschend bekannt, dass sie zudem an der Seite von Olaf Scholz für den Parteivorsitz der Bundes-SPD antritt.

Seit 2004 ist Geywitz Mitglied des Brandenburger Landtags, war dort zunächst für Wissenschafts- und Forschungspolitik zuständig. Von 2013 bis 2017 war sie Generalsekretärin der Landespartei - und galt als große Hoffnung der Brandenburger SPD. Wenn damals jemand das Zeug gehabt hätte, Ministerpräsident Dietmar Woidke als SPD-Landesvorsitzenden zu beerben, wäre es nach Einschätzung vieler Insider Geywitz gewesen.

Engagement für Gleichberechtigung

Doch Geywitz war eine Befürworterin der umstrittenen Kreisgebietsreform: Als Woidke diese im November 2017 auf dem Parkplatz einer Möbelfabrik in der Prignitz absagte, ging Geywitz zu ihm auf Distanz. Sie legte den Posten der Generalsekretärin nieder, und als im Sommer die Landesliste für die Landtagswahlen am 1. September aufgestellt wurde, griff sie ebenfalls nicht an. Ihr Listenplatz zehn ist unsicher - aber weit genug entfernt von Dietmar Woidke, um nach den Landtagswahlen angreifen zu können. So dachten es viele schon bei der Aufstellungsversammlung.

Doch das ist nur die eine Ebene. Geywitz hat auch - zusammen mit Politikerinnen von Linken und Grünen - das sogenannte Parite-Gesetz ins Leben gerufen: Als Vorreiter in Deutschland beschloss der Brandenburger Landtag im vergangenen Januar das Gesetz, das für eine gleiche Vertretung von Frauen und Männern im Parlament sorgen soll.

"Wir machen etwas Unerhörtes. Wir wollen, dass der Anteil der Frauen im Parlament dem Anteil in der Bevölkerung entspricht", sagte Geywitz damals im Landtag. Sie sei stolz darauf, dass Brandenburg als erstes Land ein solches Gesetz beschließe.

Kirchenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion

Politisch dürfte einer ihrer größten Erfolge auch die Etablierung der jüdischen Theologie an der Universität Potsdam sein. Die überzeugte Protestantin Geywitz, die auch kirchenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, zeichnete sich bislang als eine Abgeordnete mit festem Wertegerüst aus. Das zeigte sich etwa in der Debatte um das neue Bestattungsgesetz des Landes Brandenburg: Es war Geywitz, die dafür sorgte, dass die Möglichkeit, Totenasche zu einem Diamanten pressen zu lassen, wieder aus dem Gesetz gestrichen wurde.

Und nun also der bundespolitische Paukenschlag. Dass sich Geywitz und der Wahl-Potsdamer Scholz gut verstehen, ist kein Geheimnis. In einer gemeinsamen Erklärungen schildern der Westdeutsche Scholz und die Ostdeutsche Geywitz die unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Man wolle gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen, den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Klimaschutz und sichere Arbeitsplätze seien kein Gegensatz, heißt es dort.

Bereit für höhere politische Ämter

Geywitz selbst will sich erst an diesem Mittwoch in der Bundespressekonferenz in Berlin äußern. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) indes sprach am Dienstag von einer "hervorragenden Diskussionspartnerin, die mit inhaltlicher Zuspitzung, klarer strategischer Linie und zugleich gepaart mit Herzenswärme und Humor überzeugen kann". Wobei man in Potsdam den Humor von Geywitz eher als trocken und zum Zynismus neigend erleben konnte. Doch dass sie das Zeug dazu hätte, höhere politische Ämter zu übernehmen - sei es in Brandenburg, sei es auf Bundesebene - daran zweifelt in Potsdam eigentlich niemand.


Quelle:
KNA