Das sagte sie dem Portal katholisch.de mit Blick auf den "Predigerinnentag", den Gedenktag der Apostolin Junia am 17. Mai. "Als Protestantin würde ich sagen: Frauen sollen vollumfänglichen Zugang zur Predigt haben", betonte Conrad, die als Homiletikerin an der Berliner Humboldt-Universität lehrt.
Conrad warnt vor Stereotypen über Frauenpredigten
Die Erfahrungen von Frauen seien Teil des Christentums und des christlichen Glaubens. "Ein Teil, der ohne Predigten von Frauen fehlt beziehungsweise nur durch die Perspektive anderer zur Sprache kommt." Conrad warnte indes vor Stereotypen. "Da muss man gut aufpassen, dass man nicht in Klischees verfällt. Von wegen: 'Frauen sind für die Gefühle zuständig'."
Die Konzentration auf einen "mütterlichen Aspekt" von Frauenpredigten sei heikel. "Was soll das sein? Die ersten ordinierten Frauen in Deutschland waren eher bemüht, dass ihre Predigten eben nicht so waren." In der Forschung sei die Wahrnehmung von Predigerinnen noch unterbelichtet, bemängelte die Wissenschaftlerin.
Luther stellte Denkfigur für Frauenpriestertum zur Verfügung
"Erst sehr allmählich fängt die Forschung an, nach predigenden Frauen zu suchen. Die gibt es in der Predigtgeschichte sehr viel öfter, als man glaubt." Schon im Mittelalter habe es Äbtissinnen gegeben, die liturgische und sakramentale Handlungen übernommen und auch im Gottesdienst gepredigt hätten.
"Und über die Denkfigur des Priestertums aller Getauften stand seit Luther eine Denkfigur zur Verfügung, die die Zulassung von Frauen zu Ämtern historisch ermöglichte", so die Protestantin.