Der Sacharow-Preis des Europaparlaments 2020 geht an die Opposition in Belarus. Das teilte EU-Parlamentspräsident David Sassoli am Donnerstag in Brüssel mit. "Lassen Sie mich den Vertretern der belarussischen Opposition zu ihrem Mut, ihrer Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit gratulieren. Sie boten und bieten weiterhin einem viel stärkeren Gegner die Stirn. Sie haben die Wahrheit auf ihrer Seite, die mit roher Gewalt niemals bezwungen werden kann", so Sassoli. Die EU stehe an der Seite der Demonstranten, die seit mehr als zwei Monaten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko auf die Straße gehen.
Die demokratische Opposition in Belarus wird durch den Koordinierungsrat vertreten, eine Initiative mutiger Frauen sowie prominenter Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft. Seit den umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom 9. August, die zu einem Aufstand gegen den autoritären Präsidenten Lukaschenko und einem anschließenden brutalen Vorgehen des Regimes gegen Demonstranten führten, befindet sich Belarus in einer politischen Krise.
Auch Erzbischof nominiert
Nominiert waren in diesem Jahr auch der chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Michael Najeeb Moussa, die polnischen LGBTI-Aktivisten Jakub Gawron, Paulina Pajak, Pawel Preneta und Kamil Maczuga, die 2016 ermordete honduranische Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Caceres und eine Gruppe Umweltaktivisten aus Guapinol in Mittelamerika. - Die Preisverleihung findet am 16. Dezember statt.
Der Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit wird seit 1988 vom EU-Parlament an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich besonders für Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten, die Achtung des Völkerrechts und die geistige Freiheit einsetzen. Benannt ist die Auszeichnung nach dem sowjetischen Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989). 2019 erhielt der uigurische Regierungskritiker Ilham Tohti die Auszeichnung. Sie wurde stellvertretend von seiner Tochter Jewher Ilham entgegengenommen.