Nach der teilweise scharfen Kritik in großen argentinischen Tageszeitungen am Besuch von Papst Franziskus in Chile hat der Vorsitzende der Argentinischen Bischofskonferenz die Berichterstattung kritisiert. Bischof Oscar Vicente Ojea Quintana sagte dem linksgerichteten Blatt "Pagina 12" in einem Interview (Sonntag), es sei eine absolute Lüge zu behaupten, die Reise sei ein "Reinfall" gewesen. Stattdessen habe er den Eindruck, dass "einige Angst vor dem Papst haben".
Während konservative Zeitungen den Chile-Aufenthalt des Papstes als "die schlechteste Reise innerhalb der fünf Jahre nach dessen Wahl" bewerteten, sagte Ojea Quintana: "Ich habe alles selbst miterlebt. Der Aufenthalt des Papstes war positiv, ein wahrhaftiges Fest, ein Volksfest."
Hinter der kritischen Berichterstattung etwa in den argentinischen Tageszeitungen "Clarin" und "La Nacion" vermutet Ojea Quintana ein gezieltes Vorgehen: "Mein Eindruck ist, es existiert eine Entscheidung, die Botschaft des Papstes zu verdrängen." Als Motiv für die Kritik sieht Ojea Quintana die Furcht vor dem Einfluss des Papstes: "Vor diesem Papst haben sie Angst, Angst vor seiner Führungsrolle, seiner Fähigkeit, die Leute für seine Ideen und Figur zu verbünden."
Kämpfen wir gegen die Plage des Femizide
Auch am letzten Tag der einwöchigen Reise von Papst Franziskus nach Chile und Peru beherrscht die Lateinamerikareise des Kirchenoberhauptes die Berichterstattung in vielen Ländern der Region. In Peru konzentrieren sich die großen Zeitungen auf die Rede des Papstes gegen die Gewalt gegen Frauen. So geht das Blatt "Correo" auf die Aufforderung des Papstes ein, sich gegen die häusliche Gewalt einzusetzen: "Ich möchte sie einladen gegen die Femizide zu kämpfen", setzt die Zeitung ein Zitat des Papstes auf Seite eins und zeigt auch ein Bild von Franziskus im Papamobil.
Auch die Zeitung "La Republica" stellt das Thema in den Mittelpunkt: "Kämpfen wir gegen die Plage des Femizide" lautet die Schlagzeile dort."El Comercio" schreibt: "Ich lehne die Gewalt ab."
Streit wegen Missbrauchskommentar
In Chile beherrscht dagegen nach wie vor die Debatte um den umstrittenen chilenischen Bischof Juan Barros die Berichterstattung. Missbrauchsopfer werfen ihm vor, einen katholischen Geistlichen gedeckt zu haben. "El Mercurio" schreibt auf Seite eins: "Vatikan-Berater in Missbrauchsfragen bedauert Worte des Papstes und sagt, er verstehe die Schmerzen der Opfer."
Auch "La Tercera" macht die Aussagen von Bostons Kardinal Sean O'Malley, dem Vorsitzenden der päpstlichen Kinderschutzkommission, zum Thema auf Seite eins: "US Kardinal übt scharfe Kritik an Worten des Papstes" lautet die Schlagzeile des Aufmachers.