Priester Frings ist wegen Kirchenaustritten Älterer in Sorge

"Nicht aus dem Blick verlieren”"

Verliert auch die ältere Generation zunehmend den Kontakt zur Kirche? Für den Priester Thomas Frings sind entsprechende Umfragen alarmierend. Denn gerade für die Alten spiele Spiritualität eigentlich eine große Rolle.

Thomas Frings (privat)

Der katholische Kölner Priester und Buchautor Thomas Frings mahnt dazu, in der kirchlichen Arbeit alte Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren. "Die Tatsache, dass laut den jüngsten Umfragen auch die ältere Generation den Kontakt zur Kirche verliert, stellt eine gravierende Herausforderung dar", sagte Frings im Interview der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" (Ausgabe vom 4. Februar).

Eine im vergangenen Jahr vorgestellte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) hatte ergeben, dass die religiöse Bindung und das Vertrauen der Menschen in die Kirchen in Deutschland weiter abnehmen. Andere Erhebungen zeigten zudem, dass die Austrittszahlen nicht nur bei den jüngeren, sondern auch bei den älteren Katholiken angestiegen sind.

Auch für Ältere attraktiv sein

Er wolle nicht behaupten, dass sich die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr auf die Jugend konzentriert habe, so Frings. Das habe seine Berechtigung. "Doch wenn vor allem alte Menschen noch in die Kirche gehen, dann sollte sie auch für diese Menschen attraktiv sein." Denn mit zunehmendem Alter gewinne Spiritualität an Bedeutung. "Wenn die Kirche die Alten verliert, für die die Spiritualität eine so große Rolle spielt, dann müssen wir dringend nachbessern."

Eine Seniorin sitzt im Rollstuhl hinter einem Vorhang in ihrem Wohnzimmer zu Hause in Bonn am 26. Juni 2023 und schaut in den Garten / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Seniorin sitzt im Rollstuhl hinter einem Vorhang in ihrem Wohnzimmer zu Hause in Bonn am 26. Juni 2023 und schaut in den Garten / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Spirituelle Menschen können im Alter einen Vorteil haben, weil sie gelernt haben, ihr Leben nicht allein unter körperlichen Aspekten zu betrachten", sagte Frings. Denn diese Komponente des Lebens lasse im Alter zwangsläufig nach. "Ähnlich ist es mit unserer psychischen Verfassung: Ich stelle fest, dass ich inzwischen deutlich längere Regenerationsphasen brauche, um mich von herausfordernden Ereignissen zu erholen, als noch vor Jahrzehnten - nicht nur körperlich, sondern auch psychisch." Dabei sei es egal, ob das Erlebte positiv oder negativ gewesen sei. "Es geht einfach nicht mehr so schnell weiter."

Frings: Jeder Lebensabschnitt hat Vorteile

Um eine positive Haltung zum eigenen Älterwerden zu gewinnen, sei die Einsicht wichtig, dass jeder Lebensabschnitt seine Vor- und Nachteile habe. "Wir müssen aktiv die Vorteile des Alters suchen, denn sie liegen nicht so klar auf der Hand wie die der Jugend", betonte der Priester. Ein in dieser Haltung gereifter Glaube könne überzeugender sein als jede Predigt. Am 12. Februar erscheint Frings' neues Buch "Endlich alt! Ein spiritueller Reisebegleiter".

Quelle:
KNA