DOMRADIO.DE: Was sagen Sie: Frauen ins Dreigestirn ja oder nein?
Thomas Frings (Priester und Sitzungspräsident "Die Große von 1823 e.V."): Ja.
DOMRADIO.DE: Klare Antwort. Prinz, Bauer und Jungfrau. Können die denn alle drei weiblich besetzt werden?
Frings: Es gibt wirklich kein Argument mehr, was man dagegen setzen könnte. Ich kenne aus Kindertagen immer noch die Argumentation: Das ist zu anstrengend für Frauen. Das wurde natürlich immer von Männern behauptet. Das geht heute nicht mehr. Und da merken wir, wie sehr sich Gesellschaft eigentlich wandelt. Ich wundere mich, dass die Diskussion so spät erst aufkommt und nicht viel früher schon. Es gibt kein wirkliches Argument mehr dagegen. Was man bedenken muss, ist - nehmen wir dieses Jahr - die Roten Funken stellen das Dreigestirn, weil sie auch 200-jähriges Jubiläum organisierter Kölner Karneval begehen. Die haben aber keine Frauen unter den Roten Funken. Die können nur drei Männer stellen. Das muss man mitbedenken, wenn man da vorgeht. Wer könnte es machen? Welche Gesellschaft tut es? Es müsste ja eine gemischte Gesellschaft sein oder eine, die aus Frauen besteht.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn in den Karnevalsgesellschaften überhaupt genug Frauen, die übernehmen könnten oder auch wollen würden?
Frings: Es gibt ganze Gesellschaften, die nur aus Frauen bestehen. "Die Große", in der ich jetzt schon viele, viele Jahre drin bin, hat im letzten Jahr entschieden, auch Frauen aufzunehmen, obwohl sie bis dahin immer eine reine Männer-Frackgesellschaft gewesen ist. Es tut sich was und die Möglichkeit, dass Frauen es machen, wird auf jeden Fall groß.
DOMRADIO.DE: Warum sind bisher so wenige Frauen in den Gesellschaften?
Frings: Weil es eine Männerdomäne war. Das lässt sich nicht per Beschluss einfach umdrehen. Man kann auch nicht einfach eine Doppelspitze beschließen. Es ist ein bisschen wie in den Aufsichtsräten und Vorständen von Aktiengesellschaften, wo man sagt, da muss man den Frauen Platz schaffen. Genau dasselbe gilt im Karneval auch.
Es gibt Argumente, auch dagegen, dass man sagt: Wir wollen eine reine Männergesellschaft bleiben oder auch eine reine Frauengesellschaft. Ich nehme mal das Beispiel, die Kölner kennen das alle: Das Divertisementchen, das in der Oper aufgeführt wird, lebt von dem Kuriosum, dass die Männer auch die Frauenrollen singen. Manchmal ist es ganz gut, wenn es auch unter sich bleibt. Aber es gibt kein gutes Argument mehr, dass die Frauen nicht auch im Dreigestirn sein könnten.
DOMRADIO.DE: Ist es nicht auch normal, wenn sich Brauchtum weiterentwickelt? Wenn da neue Impulse reinkommen, wenn die Gesellschaft sich weiterentwickelt?
Frings: Ja, die Gesellschaft muss einfach reagieren. Die Karnevalsgesellschaften, organisierte Vereine, müssen auf Veränderungen in der Gesellschaft auch reagieren und können die nicht einfach ausblenden. Geht nicht.
DOMRADIO.DE: Wenn Frauen dann dabei sind. Was müssen die haben? Was müssen die können? Müssen die mehr klüngeln lernen?
Frings: Ich weiß nicht, ob die mehr klüngeln lernen. Das wird in Köln allenthalben so behauptet. Ich glaube, in anderen Städten wird genauso geklüngelt. Man kennt sich, man hilft sich. Das gilt in anderen Städten auch. In Köln hat das diesen netten Namen des kölschen Klüngels. Was sie mitbringen müssen, ist die Begeisterung: 450 Auftritte hinlegen, in die Säle reinzukommen und die Menschen mitzureißen. Und das können Frauen auch.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, wie lange wird es dauern, bis wir das erste Dreigestirn haben mit Prinzessin Helga, Bäuerin Naomi und Jungfrau Elfi?
Frings: Da gebe ich keine Prognose ab. Ich weiß es nicht. Ich lasse mich überraschen, wann es das erste Mal sein wird.
Das Interview führte Dagmar Peters.