Für die Priorin des Schweizer Benediktinerinnenklosters Fahr, Irene Gassmann, ist die Macht von Männern ein wesentlicher Faktor für den sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen. "Priester haben als geweihte Männer eine Sonderstellung, die Frauen nicht einnehmen dürfen", sagte die Priorin dem Portal katholisch.de am Donnerstag in Bonn.
Ungutes Bild einer Ordensfrau
Ordensfrauen seien auf Priester angewiesen, zum Beispiel für die Sakramentenspendung. "Durch diese Strukturen entsteht eine Abhängigkeit, aus der wiederum ein Ungleichgewicht folgt." Aus ihrer Sicht kommt das Bild der Klosterfrau hinzu:
"Sie ist gehorsam, sie ist demütig, sie ordnet sich unter, sie schweigt, sie ist dienstbereit. Wenn das so eingeübt wird, wehrt sich eine Ordensfrau auch nicht", so Priorin Irene. Eine Lösung dafür sei nicht unbedingt die Frauenweihe.
Alle sind gleichwertige Glieder der Kirche
In den "letzten Jahrzehnten oder Jahrhunderten" sei vergessen worden, dass alle Menschen durch die Taufe, "ob Frauen oder Männer, gleichwertige Glieder dieser Kirche" seien. "Solange die Kirche so klerikal strukturiert ist, lösen wir dieses Machtproblem nicht - auch nicht, wenn jetzt einfach Frauen in diese Rollen hineinschlüpfen, ohne das zu reflektieren."
In ihrer eigenen Arbeit achte sie darauf, dass sie ihr "Tempo dem der Schwestern" anpasse - auch wenn sie als Priorin schon vorausgehe. "Für mich ist wichtig, dass sie mitgehen. Ich lege auch Wert darauf, dass die Schwestern über aktuelle Debatten informiert sind", so die Ordensfrau.
Deswegen habe sie entschieden, die Dokumentation "Gottes missbrauchte Dienerinnen", die die derzeitige Debatte mit auslöste, gemeinsam zu schauen.