Theologe: Kirche muss Nein zur Bevölkerungspolitik überwinden

Problem der Konflikte um natürliche Ressourcen

Sozialethiker Joachim Wiemeyer fordert die Kirche auf, ihre "strikte Ablehnung" einer staatlichen Bevölkerungspolitik zu überwinden. Eine steigende Weltbevölkerung führt zu mehr Konflikten um ohnehin knappe Ressourcen.

Eine steigende Weltbevölkerung ist nicht unproblematisch / © Felipe Teixeira (shutterstock)
Eine steigende Weltbevölkerung ist nicht unproblematisch / © Felipe Teixeira ( shutterstock )

Die globale Bevölkerung wachse so schnell, dass die Welt auf eine Katastrophe zusteuere, schreibt er in einem Beitrag für die August-Ausgabe der Freiburger "Herder Korrespondenz". Eine schnell wachsende Bevölkerung sei bezüglich Ökologie und Ernährung problematisch und besonders für Entwicklungsländer "eine kaum bewältigbare Herausforderung".

Der Theologe Wiemeyer zeigt sich darüber erstaunt, dass die jüngsten Bevölkerungsprojektionen der UN wenig öffentliche und "schon gar nicht kirchliche Aufmerksamkeit" erhielten. Die Bevölkerungszahl könne von 7,7 Milliarden Menschen im Jahr 2018 auf 9,77 Milliarden 2050 und 11,18 Milliarden 2100 steigen.

Ressourcenknappheit wird immer größeres Problem

Bei einer wachsenden Weltbevölkerung verschärfen sich nach den Worten Wiemeyers die Konflikte um natürliche Ressourcen. Es gebe in kaum einem Erdteil noch Landflächen, die noch zusätzlich für Ernährungszwecke herangezogen werden können.

Die Ausdehnung von Städten, Verkehrs- und Gewerbeflächen, der Tageabbau von Mineralien, Steinen und Erden oder die Bodenerosion reduzierten die verfügbare Ackerfläche und überbeanspruchten vielfach Wasservorräte. Ernährung, Gesundheitsversorgung und Bildung junger Menschen sowie deren Chancen auf Arbeit und Wohnung würden gefährdet.

Geburtenrate als Prestige

Ein hohes Bevölkerungswachstum in vielen Ländern hat laut Wiemeyer nicht nur mit dem klassischen Argument zu tun, dass Menschen für ihre Versorgung im Alter Kinder haben wollen. Vielmehr gebe es Regierungen, die Sexualaufklärung und den Zugang zu empfängnisverhütenden Mitteln unterbinden - aus Gründen des nationalen Prestiges oder einer Rivalität mit Nachbarländern.

In manchen Ländern herrsche eine "Macho-Kultur" vor, in der eine möglichst hohe Kinderzahl zum Prestige von Männern gehöre. Auch gebe es innerhalb von Staaten bei der Geburtenzahl eine Konkurrenz religiöser Gruppen, etwa zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Protestanten und Katholiken in Nordirland.


Joachim Wiemeyer / © Harald Oppitz (KNA)
Joachim Wiemeyer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA