Rund 20.000 Menschen haben am Samstag nach Angaben der Veranstalter in Köln gegen die türkische Regierungspolitik demonstriert. Sie warfen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Willkür und die Missachtung fundamentaler rechtsstaatlicher Prinzipien vor.
An die Bundesregierung sowie die Europäische Union appellierten sie, die türkische Regierung zur Abkehr von ihrer antidemokratischen Politik zu drängen. Veranstalter der Kundgebung "Ja zu Demokratie, Frieden und Freiheit - Nein zur Diktatur" war die Alevitische Union Europa, auch ein kurdischer Verein hatte zur Teilnahme aufgerufen.
Kritik am Verhalten der Bundesregierung
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, sagte, Präsident Erdogan nehme sich "Urlaub von der Pressefreiheit". Er nehme sich "frei von lästigen Fragen der Reporter, von kritischen Berichten über seine Politik, frei von kritischer Meinungsäußerung". Journalisten würden mundtot gemacht, beklagte Überall. "Schlimmer noch: Sie sind arbeitslos oder sie sitzen im Gefängnis." Der Chef der Journalistengewerkschaft rief zu Solidarität mit türkischen Kollegen auf.
Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der Linken, kritisierte die Haltung der Bundesregierung. Wenn diese meine, der türkischen Regierungspolitik weiter «mit tiefer Besorgnis begegnen zu können, wird sie Erdogan lediglich ermutigen, noch brutaler gegen Demokraten in der Türkei vorzugehen». Es sei Zeit zum Handeln. Die EU-Vorbeitrittshilfen sowie Beitrittsgespräche müssten sofort gestoppt werden.
Aleviten
Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, der etwa 15 bis 25 Prozent der Türken angehören. Ihre Lehre entstand im Mittelalter aus einer Mischung islamischer und nicht-islamischer Einflüsse. In Deutschland leben etwa 500.000 Aleviten.