Das Portal "La Prensa" berichtete davon am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Justizkreise. Angehörige des Kritikers des sandinistischen Regimes Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa berichteten, ihm sei untersagt worden, eine eigene Verteidigung zu stellen. Stattdessen sei ihm eine Pflichtverteidigung zugewiesen worden. Das interamerikanische Menschenrechtszentrum (Calidh) mit Sitz in Buenos Aires bewertet das Verfahren als willkürlich und parteiisch. Zahlreiche Standards würden nicht eingehalten, die Rechte des Beschuldigten nicht gewahrt. Als Zeugen seien ausschließlich regierungsnahe Personen vorgeladen.
Berta Valle, Ehefrau des inhaftierten Präsidentschaftskandidaten Felix Maradiaga, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Der Hauptgrund für die juristische Verfolgung ist, dass die katholische Kirche eine Institution war, die Menschenrechtsverletzungen offen anprangerte und sich für das nicaraguanische Volk einsetzte." Insbesondere die Priester, aber auch Bischof Alvarez, seien einige dieser Stimmen gewesen, die lautstark Gerechtigkeit und Freiheit gefordert hätten. "Das Regime versucht nun, diese Stimmen und diese Institution zum Schweigen zu bringen und auch die letzten verbliebenen Räume in Nicaragua zu schließen, in
denen Kritik geäußert werden konnten", sagte Valle, die inzwischen im Exil in Miami lebt.
Hollerich sicherte den Betroffenen die Solidarität der europäischen Bischöfe zu
Unterdessen wurde bekannt, dass in den vergangenen Tagen insgesamt fünf nicaraguanische Priester wegen "Verschwörung" zu je zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Nach Angaben ihrer Anwälte droht Bischof Alvarez nun ein ähnliches Schicksal. Am Mittwoch meldete sich der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, zu Wort und forderte die sofortige Freilassung des 56-Jährigen und seiner Mitstreiter. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe seien falsch. Hollerich sicherte den Betroffenen die Solidarität der europäischen Bischöfe zu. Man werde sich, nicht zuletzt auf Ebene der EU-Insititutionen, für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in Nicaragua einsetzen, so der Erzbischof von Luxemburg.
Nicaragua erlebt seit Jahren eine schwere innenpolitische Krise. Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden
verletzt. Katholische Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen der Regierung. Inzwischen sind über 1.300 unabhängige Organisationen verboten worden. Der Weihbischof der Hauptstadt Managua, Silvio Baez, befindet sich nach Morddrohungen im Exil, andere Kirchenvertreter sitzen in Haft und warten auf ihren Prozess.