Psychotherapieforscher rät bei Problemen zu zügiger Therapie

"Gehen Sie zum Profi"

Wer mit psychischen Problemen kämpft, sollte sich nach Einschätzung eines Experten möglichst schnell Hilfe holen. Bei einer Therapie gehe es nicht nur um die Probleme, sondern auch um Potenziale und Ressourcen und deren Entwicklung.

Eine Frau sitzt mit beiden Händen vor dem Mund vor einer in der Unschärfe sitzenden zweiten Frau, die sich auf einem Stück Papier mittels Klemmbrett und Stift Notizen macht. (Symbolbild: Psychotherapie) / © Andrii Spy_k (shutterstock)
Eine Frau sitzt mit beiden Händen vor dem Mund vor einer in der Unschärfe sitzenden zweiten Frau, die sich auf einem Stück Papier mittels Klemmbrett und Stift Notizen macht. (Symbolbild: Psychotherapie) / © Andrii Spy_k ( shutterstock )

"Quälen Sie sich nicht lange mit Problemen allein herum, sondern gehen Sie möglichst früh zu einem Profi. Sonst können sich Probleme auch ansammeln", sagte der Trierer Psychotherapieforscher Wolfgang Lutz im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das passiere etwa, wenn Menschen bestimmte Möglichkeiten in ihrem Leben nicht entwickeln konnten. "Zu oft kommen Menschen eher spät in die Psychotherapie, wenn sie schon lange Probleme haben und bei vielen Ärzten waren."

Lutz ist derzeit Präsident der internationalen Gesellschaft für Psychotherapie-Forschung und befasst sich seit langem mit dem Erfolg von Psychotherapien. "Wer die Therapie als Chance wahrnimmt, dem gelingt leichter ein Erfolg", sagte er. Weitere Tipps des Experten: "Es hilft, sich darauf einzustellen, dass es in der Therapie schwierige Phasen geben wird." Die meisten Patientinnen und Patienten erlebten Höhen und Tiefen. Denn viele setzten sich mit Problemen, Themen, Gedanken und Gefühlen auseinander, die sie bis dahin vermieden hätten. "Das kann kurzfristig auch belasten", so Lutz.

"Blick in die Zukunft"

Zugleich betonte er, eine Therapie biete Möglichkeiten und Freiraum, an sich selbst und den eigenen Baustellen zu arbeiten. Wichtig sei zudem, dass es in einer Therapie nicht nur um Probleme gehe, sondern auch um Potenziale und Ressourcen von Betroffenen und deren Entwicklung. "Der Blick muss auch stark in die Zukunft gerichtet sein", sagte der Experte. Lutz leitet an der Universität in Trier unter anderem die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie.

Lutz riet zudem davon ab, Therapeuten zu googeln. "Das ist unzuverlässig". Sinnvoller sei, auf die Ausbildung und die Qualifikationen der Person zu achten. Empfehlungen von Freundinnen und Freunden könnten mitunter auch helfen. "Gute Therapeuten sind in der Regel fachlich kompetent, können gut Beziehungen aufbauen und sich andererseits aber auch gut abgrenzen", sagte er.

Fünf Experten-Tipps bei psychischen Problemen

Psychische Probleme wie Ängste, Niedergeschlagenheit oder Essstörungen sind weit verbreitet - und belasten. Der Trierer Psychotherapieforscher Wolfgang Lutz hat einige Tipps für Menschen, die überlegen, eine Therapie zu machen.

Viele Jugendliche sind während der Corona-Krise in ein psychisches Loch gefallen / © Antonio Guillem (shutterstock)
Viele Jugendliche sind während der Corona-Krise in ein psychisches Loch gefallen / © Antonio Guillem ( shutterstock )
Quelle:
KNA