Radio Vatikan zu den "Weltkriegs"- Äußerungen des Papstes

"Krieg kennt nur Verlierer"

Ein "dritter Weltkrieg" sei im Gange, sagte Papst Franziskus zu den Anschlägen in Paris. Im Gespräch mit domradio.de erklärt Pater Bernd Hagenkord, Leiter von Radio Vatikan, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat. 

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 11. November / © Alessandro Di Meo (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 11. November / © Alessandro Di Meo ( dpa )

Papst Franziskus verurteilte die Anschläge und sprach sogar davon, dass sie Teil eines „dritten Weltkrieg“  seien. Heute Mittag ist er im Angelus-Gebet nochmal auf die Anschläge eingegangen. Mitverfolgt hat das Gebet Pater Bernd Hagenkord, Leiter von Radio Vatikan in Rom. 

domradio.de: Was hat Papst Franziskus im Angelus-Gebet gesagt?

Hagenkord: Er hat nochmal deutlich darauf hingewiesen, dass die "Straße der Gewalt" überhaupt keine Lösung für Probleme ist. Und dass auf gar keinen Fall Religion für solche Gewalttaten herangezogen werden dürfe. Das geht nicht. Er hat für die Opfer und ihre Angehörigen gebetet. Und auch die Menschen auf dem Petersplatz zum Gebet aufgefordert.

domradio.de: In einem Interview hat er davon gesprochen, dass die Anschläge Teil eines "dritten Weltkriegs" seien? Wie kann man solche Äußerungen einordnen?

Hagenkord: Das klingt jetzt etwas dramatischer als es gemeint ist. Papst Franziskus benutzt diesen Begriff "dritter Weltkrieg" häufiger. Das ist nicht auf die Anschläge gemünzt. Er ist gestern bei einem Fernsehinterview bei einem italienischen Sender gefragt worden, ob die Anschläge zu diesem „dritten Weltkrieg“ gehörten von dem er ab und zu spräche und er hat ja gesagt. So sind diese Sätze zu Stande gekommen.

Aber er hat auch in Sarajevo davon gesprochen. Er meint damit, dass diese ganzen Konflikte auf der Welt  - und das ist ja nicht nur Paris, denn Terror gibt es überall  -  dass die in dem Sinne zusammengehören. Ähnliches Beispiel ist der Waffenhandel, der ja auch international ist oder die Geldströme. Das kann man eben nicht auf lokale Konflikte begrenzen in unserem Denken sondern muss es zusammendenken.

Und es ist eben auch ein Krieg. Es nicht „nur“ ein kriminelles Problem sondern ein Krieg. Ein Krieg hat ja die Eigenschaft überhaupt keine Sieger zu kennen, sondern nur Verlierer. Da müssen wir drüber nachdenken, wie wir die Situation neu denken. Deswegen benutzt er diesen Begriff des „dritten Weltkrieges“.

domradio.de: Wie sehr bestimmen denn jetzt die Anschläge von Paris auch die Sicherheitslage im Vatikan? Die IS-Terroristen sprechen ja immer wieder von einem Kampf gegen das Kreuz?

Hagenkord: Wie in allen großen Städten Europas sind auch gestern hier in Rom überall Polizisten aufgetaucht. Man will sich jetzt natürlich nicht den öffentlichen Raum kaputt machen lassen durch Angst, man möchte auch Stärke zeigen. Wir haben ein Großereignis anstehen – nämlich das Heilige Jahr. Das ganze Jahr über werden jede Menge zusätzliche Pilger und Besucher hier in Rom erwartetet. Da wird man sich natürlich Gedanken machen. Aber, wie auch der Vatikansprecher sagte, die beste Antwort auf den Terror ist eben Barmherzigkeit und  Versöhnung zu suchen und nicht klein beizugeben. Deswegen wird man auf jeden Fall klug und verantwortungsvoll damit umgehen, aber sich auch nicht in die Panik treiben lassen.

Das Gespräch führte Birgit Schippers. 


Pater Bernd Hagenkord (rv)
Pater Bernd Hagenkord / ( rv )
Quelle:
DR