DOMRADIO.DE: Ungewöhnliche Klänge werden in der Kirche Heilige Dreikönige in Neuss an diesem Freitagabend zu hören sein. Wie sind Sie auf den Rapper Prinz Pi. aufmerksam geworden?
Max Moll (Jugendseelsorger für den Kreis Mettmann): Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich früher, als ich etwas jünger war, viel solcher Musik gehört habe. Durch eine Idee, die der Neusser Pastoralreferent Thomas Burgmer vor knapp zwei Jahren hatte, bin ich noch mal neu darauf aufmerksam geworden. Letztlich – muss man sagen – war es gar nicht meine Idee, das Ganze zu machen, sondern seine.
DOMRADIO.DE: Meckert denn niemand, wenn Sie mit Rap den Kirchenraum füllen?
Moll: Das Spannende ist, dass gerade die Vielfalt – denn katholisch heißt ja allumfassend – das in besonderer Weise abbildet. Wir haben Ähnliches bis jetzt dreimal gemacht. Es gab ab und zu mal Leute, die rausgegangen sind. Aber wirklich gemeckert hat noch niemand, schon gar nicht jemand von den Verantwortlichen. Das ist eigentlich ganz gut.
DOMRADIO.DE: Wollen Sie damit die jungen Leute abholen?
Moll: Auch. Wir wollen aber vor allem existenzielle Themen ansprechen, die in solchen Liedern in einer "Hip Hop-Rap-Form" auftauchen und die irgendwie mit dem Leben zu tun haben. Aber klar sind es in besonderer Weise junge Menschen, die das aktuell hören.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie wollen auch mit denen ins Gespräch kommen oder nur deren Gedanken anregen, dass sie in sich gehen und darüber nachdenken?
Moll: Die Idee ist, dass es nach ein paar Tracks und paar Gedanken, die Thomas und ich äußern, immer eine Art Pause gibt, in der die Frage im Mittelpunkt steht, was mich eigentlich bewegt.
Dazu gibt es Leinwände. Auf diesen Leinwänden können die Menschen dann ihre Gedanken äußern. Zudem ist es so, dass wir in diesen Pausen zum Gespräch zur Verfügung stehen und durchaus in den interaktiven Austausch kommen.
DOMRADIO.DE: Wie muss man sich die Leinwände vorstellen?
Moll: Es sind echte Spannleinwände, die farblich besonders besprüht sind. Da steht drauf: "Was bewegt dich?" – "Was macht dein Leben lebenswert?" Oder auch andere Fragen.
Dazu gibt es einen Stift. Damit kann man einfach daraufschreiben, ohne den Namen zu nennen.
Wir gehen meistens kurz vor Beginn der nächsten Session herum und schauen, was auf diesen Leinwänden steht. Manchmal greifen wir das sogar so auf, dass wir die Lieder, die wir uns vorher überlegt haben, spontan ändern, um darauf entsprechend eine Antwort zu geben.
DOMRADIO.DE: Wer ist eingeladen?
Moll: Es sind alle Menschen eingeladen, die kommen wollen. Wir haben das stark bei Instagram beworben. Menschen, die sich davon angesprochen fühlen und die sich vielleicht in besonderer Weise mit dem Thema "Leben" beschäftigen, sind herzlich willkommen. Heute Abend lautet unser Thema "Lebenswert, Lebenswerk, Lebenslust".
DOMRADIO.DE: Inwieweit weiß Prinz Pi., dass seine Musik in der Kirche gespielt wird? Und inwieweit passen seine Texte rein inhaltlich in die Kirche?
Moll: Ich glaube nicht, dass er es weiß. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er davon nicht ganz so begeistert wäre. Aber es passt dennoch rein. Denn gerade das Lied "Kompass ohne Norden", was wir heute Abend auf jeden Fall im Rahmen von "Lebenswerk" nutzen wollen, handelt von der Lebensgeschichte.
Was heißt es eigentlich, Abitur gemacht zu haben? Und hat das einen bestimmten Wert? Was passiert eigentlich nach dem Abitur? Was passiert mit dem Leben danach? Wodurch wird mein Leben lebenswert? Sind es die vielen Frauen, die teuren Autos? Ist es der hohe Goldpreis oder sind es gar die Steuern?
Oder aber ist es so, dass der Mensch ein Mensch sein soll und kein Hai? So rappt es Prinz PI ja auch. Ich glaube schon, dass das mit dem existenziellen Grund des menschlichen Daseins zumindest in Verbindung steht.
Dann sind wir auch ganz schnell beim Thema "Glauben". Während das Lied sozusagen einen ersten Ansatz gibt, ist es so, dass die Gedanken immer noch versuchen, dies ein Stück weit in Richtung "Glauben" zu wenden. Dann findet eine wunderbare Verbindung aus Welt, Glauben und Kirche statt. Manchmal entsteht dann was ganz Großartiges.
Das Interview führte Dagmar Peters.