Reaktionen auf Kardinal Meisners Kritik am neuen Südquerhaus-Fenster im Kölner Dom

"Arrogant" und "unverschämt"

Nach der Kritik des Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner hat sich nun auch der Künstler selbst zu den Vorwürfen geäußert, sein Werk würde eher in eine Moschee oder ein anderes Gebetshaus als in die gotische Kathedrale passen. Richter betont, zum Islam habe er gar keine Beziehung. Wenn er auch keiner Glaubensgemeinschaft angehöre, so fühle er sich doch als Abkömmling des Christentums. Der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Kaspar König, findet harte Worte.

 (DR)

"Ohne den Glauben an eine höhere Macht oder an etwas Unbegreifliches kann man gar nicht leben", so Richter in der Rheinischen Post. Der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Kaspar König, kritisierte Meisners Äußerungen auf NDR Kultur als "arrogant" und "unverschämt". Eine Moschee sei doch auch ein Gotteshaus. Der Erzbischof habe mit seiner Bemerkung "Öl auf's Feuer gegossen".

Nach Meinung von König hat Richter ein Werk geschaffen, das vom Dom nicht zu trennen ist. Fenster und Kathedrale bildeten eine "erstaunliche Einheit". Der Museumsdirektor bedauerte, dass die Tradition der Kirche als Auftraggeberin für Kunst "verloren gegangen" sei. Mit dem Fenster sei in dieser Hinsicht "eine hohe Setzung" gemacht worden, die sich positiv auswirken könne.

Nach Ansicht des Aachener katholischen Bischofs Heinrich Mussinghoff sind auch nicht-figürliche Fenster gut für Kathedralen geeignet. Bei Kirchenfenstern sei die Lichtführung entscheidend, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Aachen. Er kenne abstrakte Fenster, die gerade "durch die Lichtheit der unterschiedlichen Farben" wirkten, so Mussinghoff.

Viele Menschen könnten mit figürlichen Darstellungen aber mehr anfangen. Richters Werk im Kölner Dom, das am Samstag eingeweiht worden war, hat Mussinghoff noch nicht gesehen. "Den Künstler und einige seiner Arbeiten mag ich aber", unterstrich der Bischof. Er erinnerte daran, dass Richter 2004 den Kunstpreis der Deutschen Katholiken erhalten hat.

Am Festgottesdienst zur Einweihung des Kunstwerks hatte Meisner nicht teilgenommen, weil er sich in Polen aufhielt. Beobachter werteten dies als Ablehnung des abstrakten Fensters im Südquerhaus. Das Domkapitel hatte auf der 113 Quadratmeter großen Fläche ursprünglich Märtyrer des 20. Jahrhunderts darstellen lassen wollen. Dafür fand sich nach den Worten von Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner kein geeigneter Entwurf, so dass sich das Domkapitel für die Arbeit von Richter entschied.

Das neue Fenster misst 19 Meter in der Höhe und 9,50 Meter in der Breite. Gestaltet ist es aus 11.263 Quadraten in 72 Farbtönen.

Als Vorbild diente Richter sein eigenes abstraktes Bild "4.096 Farben" aus dem Jahr 1974. Der international renommierte Künstler hatte den Entwurf der Kirche geschenkt. Die Kosten für Herstellung und Einbau in Höhe von 370.000 Euro waren durch Spenden von rund 1.200 Stiftern aus dem In- und Ausland aufgebracht worden.