Die erste Pressekonferenz des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump nach seinem Wahlsieg hat für Aufregung gesorgt. Schon im Wahlkampf hatte Trump gegen Journalisten polemisiert und Pressevertreter der Lüge bezichtigt. Das Verhältnis zwischen dem neuen Mann im Weißen Haus und den Medien scheint sich nicht zu bessern.
In der Pressekonferenz im Trump-Tower, dem Geschäftsgebäude der Familie Trump, holte Donald Trump nun am Mittwoch erneut gegen die Presse aus. Die abschätzige Haltung des kommenden Präsidenten gegenüber den Medienvertretern gipfelte in dem Satz "You are Fake-News!"
Ein Korrespondent des US-Senders CNN hatte wiederholt darum gebeten, eine Frage stellen zu dürfen - doch Trump blockte ab. Stattdessen bezeichnete er den Sender als "Fake-News".
Trump-Show statt Pressekonferenz
Trumps Umgang mit Pressevertretern bereitet Journalisten weltweit Sorgen. Die angesetzte Pressekonferenz wäre bei einem Wahlsieg Hillary Clintons anders verlaufen, ist sich Dr. Alexander Görlach von der Harvard Universität in Massachusetts sicher.
Auch nach der Pressekonferenz wisse man "bei Donald Trump nicht, wo der Hase lang läuft", so der Linguist und Theologe im DOMRADIO.DE-Interview. Das Medienecho auf die Pressekonferenz im Trump-Tower zeige, dass es sich eher um eine Trump-Show gehandelt habe.
Kritik der Journalisten-Gewerkschaften
Auch die deutschen Journalisten-Gewerkschaften kritisieren Trumps Umgang mit der Presse. Trump habe die Rolle der Medien nicht verstanden und sehe sie offensichtlich als Gegner, sagte Henrik Zörner vom Deutschen Journalistenverband. Zörner verwies darauf, dass Medien und Journalisten unerlässlich seien für das Funktionieren eines demokratischen Gemeinwesens.
Joachim Frank, Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP), sieht in Trumps "Fake-News"-Vorwurf und dem Fall, einem Journalisten keine Frage zu gestatten, einen Angriff auf die Pressefreiheit.
Vielmehr sei dies jedoch eine Machtdemonstration gewesen, so der Vorsitzende der GKP gegenüber DOMRADIO.DE. Das Abbügeln mit verächtlichen Kommentaren wie "Mit Ihnen rede ich nicht!" oder "Sie sind Müll!" machten sprachlos.
Unberechenbar und mit dünnem Fell
Üblicherweise würden neu gewählte Präsidenten zunächst versöhnliche Töne anstimmen. Davon habe man von Trump nichts gesehen, so Dr. Lars Hänsel von der Konrad-Adenauer-Stiftung im Gespräch mit DOMRADIO.DE. Nach wie vor sei Trump auf Konfrontation aus.
Hänsel, der mehrere Jahre das Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington geleitet hat, erkennt in Trumps Reaktionen auf Fragen von Journalisten "ein dünnes Fell" des künftigen Präsidenten der USA: "Er hat die Unberechenbarkeit zum Prinzip erhoben, insofern wird er unberechenbar bleiben. Wir werden noch viele Überraschungen erleben, daran habe ich keinen Zweifel". Der Theologe hat in mehreren Publikationen der Konrad-Adenauer-Stiftung die Wahl Trumps analysiert.
Joachim Frank: Trump wird sich nicht ändern
Trump hatte in der Pressekonferenz am Mittwoch Berichte über sein Privatleben als "Unsinn" zurückgewiesen. Medien hatten berichtet, Russland habe ihn mit belastendem Material in der Hand. Hintergrund waren vermeintliche Geheimdienstdokumente über Geschäftsbeziehungen Trumps in Russland.
Trump sagte zu den Vorwürfen: "Wir werden sehen, was ich für ein Verhältnis zu Russland haben werde." Neben der Drohung, das Nachbarland Mexiko müsse für eine Grenzmauer zahlen, kündigte Trump an, das Gesundheitsreform des scheidenden Präsidenten Barack Obama abzuschaffen. Obamacare sei ein komplettes Desaster, so Trump.
Diese politischen Pläne hatte Trump bereits im Wahlkampf anklingen lassen. Der Umgang mit Pressevertretern hatte sich mit der Pressekonferenz im "Trump-Tower" weiter verschärft. Joachim Frank glaubt, Trump werde sich auch in seiner Amtszeit als Präsident im Weißen Haus dahingehend nicht verändern.
Um aber auch in Zukunft weiter professionell zu arbeiten, sei Charakter gefragt. Man dürfe sich nicht auf Trumps Niveau begeben, so Frank. Es sei bitter, dies feststellen zu müssen, da es sich schließlich um das Niveau eines künftigen US-Präsidenten handele.