Zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation

Reformator Zwingli wird zum Klima-Aktivisten

Am heutigen Schweizer Nationalfeiertag wird der "Klima-Zwingli" auf dem Züricher Brückliplatz aufgestellt. Die Abbildungen des Reformators Ulrich Zwingli sollen zu streitbaren Diskussionen einladen.

Zwingli-Statue im Berliner Dom  / © Markus Nowak (KNA)
Zwingli-Statue im Berliner Dom / © Markus Nowak ( KNA )

Der Schweizer Reformator Zwingli hält am 1. August dutzendfach Einzug in Zürich - als überlebensgroße Gipsfigur. Zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation werden auf zentralen Plätzen in allen zwölf Stadtkreisen Nachbildungen der berühmten Statue aufgestellt. 

Genau wie der Reformator Huldrych Zwingli (1484-1531), der 1519 sein Amt als Pfarrer im Zürcher Großmünster antrat, könnten sie Unruhe stiften, so Zwinglis Nachfolger, Pfarrer Christoph Sigrist.

"Zwingli-Gsprööch"

Denn in den Stadtkreisen seien Diskussionen über aktuelle Themen geplant, sogenannte "Zwingli-Gsprööch". "Ganz im Sinne der Reformation" dürften sie durchaus streitbar sein, so Großmünsterpfarrer Sigrist. Gestartet wird am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, mit dem "Klima-Zwingli" auf dem Bürkliplatz. Reformationsbotschafter Sigrist ist dann zugleich Festredner der Stadtzürcher Bundesfeier.

"Dem Zwingli geht der Hut hoch"

Unter dem Motto "Em Zwingli lupft's de Huet" (Dem Zwingli geht der Hut hoch) werden bis Ende November 15 Zwingli-Statuen von drei Metern Höhe an "gut frequentierten Orten und Plätzen" der Stadt aufgestellt, heißt es auf der Website der reformierten Kirche des Kantons Zürich. 

Ulrich Zwingli (1484-1531), Reformator (KNA)
Ulrich Zwingli (1484-1531), Reformator / ( KNA )

Die Figuren seien Teil des Projekts "Zwingli-Stadt 2019". Die Statuen aus Glasfaserkunststoff seien dem Zwingli-Denkmal bei der Wasserkirche nachempfunden.

Reformator in unterschiedlicher Gestalt

Gefertigt wurden die drei Meter hohen Zwingli-Statuen von der deutschen Firma Walt Deko aus dem ostsächsischen Schöpstal. Vor Ort werden sie von der "Agentur für Markenerlebnisse im Raum" (Aroma) nochmals individuell gestaltet, farbig gespritzt oder lackiert und mit unterschiedlichen Accessoires ausgestattet. 

Manche tragen statt des Schlapphuts eine Bischofsmütze. Das Buch in der rechten Hand gehört zur Grundausstattung, das Schwert, auf welches sich die Originalstatue vor der Zürcher Wasserkirche stützt, wird nicht bei allen montiert. Alternativ tritt Zwingli mit Stab, Globus, Hammer oder Schild auf.

Der "Bischofs-Zwingli", bei dem das Thema Ökumene im Vordergrund steht, wird vom 12. bis 26. August bei der Wasserkirche stehen, der "Wohnungs-Zwingli" ab 26. August auf dem Schaffhauserplatz. Weiter sind Zwingli-Figuren zu den Themen Humanismus, Soziales, Wirtschaft, Arbeit und Integration geplant.

Techno-Zwingli?

Zudem soll ab 26. August auf der Zuschauerterrasse des Flughafens ein "Pionier-Zwingli" seinen Blick in die Ferne richten. Und selbst an der Technoparty "Street Parade" am 10. August werde Zwingli teilnehmen. Über sein "Outfit" sei allerdings noch nicht entschieden, hieß es.

Die Aktion zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation wird getragen von der reformierten und von der römisch-katholischen Kirche in Stadt und Kanton Zürich sowie von der christkatholischen Kirche (Altkatholiken). Zum Ende des Projekts sollen die Figuren am 6. Dezember für eine soziale Organisation versteigert werden.

Reformation

Am 31. Oktober gedenken Protestanten der Reformation. Die Reformation (lateinisch: Umgestaltung oder Erneuerung) gehört zu den wichtigsten politischen und geistesgeschichtlichen Umwälzungen in Europa. Am Übergang zwischen Mittelalter und der frühen Neuzeit beendete sie im 16. Jahrhundert die Vorherrschaft des Papstes. Katholische Kirche und Teile des Adels verloren an Macht, neue protestantische Kirchen entstanden. Gestärkt wurden damit auch das städtische Bürgertum und die Landesherren.

Reformationstag (dpa)
Reformationstag / ( dpa )
Quelle:
KNA