Ausgelöst durch den Missbrauchsskandal in der Kirche hätten engagierte Menschen auf Bitte der Deutschen Bischofskonferenz hin dreieinhalb Jahre um einen gemeinsamen Weg aus der Krise und für Reformen in der katholischen Kirche gerungen, erklärte die Gruppe am Sonntag in Essen mit Blick auf die Beschlüsse der Reformbewegung Synodaler Weg. "Bevor nun aber der kleinste mögliche Schritt unternommen werden kann, wird von Rom ein Veto eingelegt."
Reformen aus Deutschland nicht aufgegriffen
In einem am Donnerstag bekanntgewordenen Schreiben hatte sich der Vatikan gegen eine deutliche Aufwertung von Laien bei Taufen und Predigten in der Kirche ausgesprochen. Eine Predigt-Erlaubnis für Laien gehört zu den zentralen Forderungen des Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland, der aber in dem Brief nicht erwähnt ist. Die von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufene Initiative ging Anfang März zu Ende. Auf ihrer letzten Vollversammlung in Frankfurt hatten die Delegierten ein entsprechendes Papier verabschiedet.
Eigenen Weg gehen
Es gelte nun, angemessen zu reagieren und sich Gedanken über Alternativen zu machen, so Maria 2.0 weiter. "Vielleicht kommt man dann zu dem Ergebnis, dass die katholische Kirche in Deutschland ihren eigenen Weg gehen muss." Ein Zurück zum "Wie es war" werde es für die allermeisten Katholikinnen und Katholiken nicht mehr geben.
Auf Nachfrage betonte die Gruppe: "Wir als Maria 2.0 verstehen uns nicht als diejenigen, die eine neue Kirche begründen." Man wolle lediglich auf Widersprüche hinweisen, die einer Erneuerung der Kirche im Wege stünden. "Dazu gehört, dass wir uns nicht mehr den Vorgaben aus Rom unterwerfen wollen, sondern eine Theologie fordern, die allen Menschen gerecht wird: Gleiche Würde, gleiche Rechte."
"Gleiche Würde, gleiche Rechte"
Auf dieser Basis solle die katholische Kirche in Deutschland selbstbewusst Reformen umsetzen und aufhören, "Rom zu fragen, ob man Fragen stellen darf". Eine Kirche, in der Einheit nicht Uniformität bedeute, sondern Einheit in der Vielfalt möglich sei, werde Reformennicht länger im Wege stehen. Echte Änderungen seien zudem unerlässlich, "wenn die Kirche in Deutschland noch eine Zukunft haben will".
Die Initiative Maria 2.0 setzt sich seit 2019 für umfassende Veränderungen in der katholischen Kirche ein. Das Netzwerk fordert unter anderem mehr Rechte für Frauen und eine erneuerte Sexualmoral.