DOMRADIO.DE: Unser Gespräch findet im Vorfeld der heutigen Fridays-for-Future (FFF) Demonstration in Köln statt. Sie gehen gemeinsam mit den Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten auf die Straße. Was hat Klimastreik denn mit den Zielen der katholischen Reformbewegung Maria 2.0 zu tun?
Maria Mesrian (Maria 2.0): Im Kern geht es beiden Bewegungen um Gerechtigkeit. Uns geht es um die Geschlechtergerechtigkeit unter anderem in der katholischen Kirche. Wir bekämpfen patriarchale Strukturen, die natürlich mit dazu beitragen, dass wir auch beim Klima eine massive Ungerechtigkeit sehen.
DOMRADIO.DE: Wie wird das denn in der Öffentlichkeit und auch bei den Kirchenoberen zum Beispiel wahrgenommen?
Mesrian: Das ist uns relativ egal, was die Kirchenoberen dazu sagen. Ich denke, die Kirchen können sich da noch viel mehr hervortun. Aber die Strukturen in der katholischen Kirche sind patriarchal geprägt. Das merkt man gerade im Moment, dass da überhaupt keine Sensibilität für die Themen der Zeit da ist. Insofern haben wir überhaupt keine Rückmeldung bekommen.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn Änderungen, ohne dass man an die Oberen rankommt?
Mesrian: Ja, ich glaube, Änderungen würde es geben, wenn das katholische Volk aufwachen würde und sehen würde, in was für einem System sie sich bewegen. Wenn sie die entscheidende Frage stellen würden: Wem gehört die Kirche? Wer verfügt warum über Geld?
Wenn wir diese Frage mal offen diskutieren würden, den Heiligen Geist mal ganz kurz rauslassen würden und über die Machtfrage reden, dann hätten wir Chancen, dass sich diese Kirche wirklich verändern könnte. Ansonsten leider nicht.
DOMRADIO.DE: Wird schwierig?
Mesrian: Schauen wir mal.
DOMRADIO.DE: Bei der Demonstration von "Fridays for Future" machen Sie sich auch optisch ein bisschen präsent?
Mesrian: Wir haben einen "Banner-Drop" vorbereitet. Ich musste auch lernen, was das ist: Wir lassen während der Demo auf der Demo-Route in der Komödienstraße gleich ein großes Banner runter mit unserem Motto "Ohne Gerechtigkeit kein Frieden".
DOMRADIO.DE: Am Ende der Demonstration gibt es den Markt der Möglichkeiten. Was ist das?
Mesrian: Da stellen sich verschiedene Initiativen vor, weil ich denke, es ist sehr, sehr wichtig, dass sich all diese Graswurzelbewegungen und Menschen zusammentun und solidarisieren, die eigentlich für dasselbe sind: für offene, freie Gesellschaften, diskriminierungsfreie Gesellschaften. Und da werden wir, Maria 2.0 und "Umsteuern! Robin Sisterhood" auch dabei sein.
DOMRADIO.DE: Ein Blick noch in die weitere Zukunft. Was für Aktionen sind sonst noch geplant? Oder ist es jetzt erst mal die einzige, die Sie zusammen mit "Fridays for Future" machen?
Mesrian: Das ist der Auftakt und ich hoffe, dass wir uns da in Köln gut vernetzen und in Zukunft auch gemeinsam für die gleichen Ziele kämpfen.
Das Interview führte Bernd Hamer.