Bischof Voderholzer sei froh, "dass etliche Opfer Vertrauen in ihn gefasst und sich gemeldet haben." Zugleich appellierte der Bischof an alle, "die vielleicht noch zögern", sich bei Rechtsanwalt Ulrich Weber zu melden. Das Bistum habe ihn bestellt, damit es eine unparteiische Anlaufstelle für die Opfer gebe.
Tiefe Wunden
Der Bischof sagte, sein Amt bringe "Last und Schrecken mit sich". Dazu zähle besonders das "schwere Erbe" körperlicher und sexueller Gewalt bei den Domspatzen. Diese sei zum Großteil von Priestern und anderen Mitarbeitern schon vor mehreren Jahrzehnten verschuldet worden, "aber die Wunden sind tief eingegraben und brechen noch immer auf". Inzwischen habe sich gezeigt, dass diese Übergriffe "doch zahlreicher und vor allem auch schwerer waren als bisher angenommen".
Der Bischof bedauerte, dass die immer wieder unternommenen Versuche einer Selbstkorrektur "zu wenig wirksam" gewesen seien. Zugleich bekräftigte er erneut, dass ihm jeder einzelne Fall "in der Seele weh" tue. Er könne die Qualen nicht ungeschehen machen "und die Betroffenen nur um Vergebung bitten". Dies wolle er weiterhin auch in persönlichen Gesprächen tun, sofern dies die Opfer wünschten.
Keine Relativierungen
Voderholzer wies relativierende Interpretationen der Übergriffe zurück. "Die Zeitbedingtheit der Pädagogik, die hin und wieder verteidigend ins Feld geführt wird, rechtfertigt in keiner Weise die Exzesse körperlicher Züchtigung, wie wir sie beklagen müssen, und erst recht nicht die Fälle sexueller Gewalt, die zutage getreten sind." In dieser "menschlich so herausfordernden und sensiblen Problematik" sollten alle Versuche einer Rechtfertigung wie auch der Instrumentalisierung unterbleiben.
Im nächsten Schritt werde sich ein Kuratorium konstituieren, in dem auch die Betroffenen vertreten seien, kündigte der Bischof an. Dort werde der weitere Weg einer "konsequenten Aufklärung" breit diskutiert. Oberstes Ziel sei, den Opfern Anerkennung, Genugtuung und so "vielleicht auch ein wenig Heilung ihrer schweren Wunden zu verschaffen". In diesem Sinne seien auch Geldzahlungen zu verstehen, "die niemals eine Entschädigung sein können, sondern allenfalls ein Zeichen unserer Zerknirschung und der Ehrlichkeit unserer Bemühungen".
Alltäglicher Umgang
Abschließend versuchte Voderholzer etwaige Bedenken auf Seiten von Eltern zu zerstreuen, die nun zögerten, ihre Söhne in die Schulen der Domspatzen zu schicken. Die heutigen Verantwortlichen seien bestürzt über die Vorgänge und täten alles für eine bestmögliche Ausbildung der Schüler. "Die Domspatzen stehen heute für eine Pädagogik der Freiheit, der Persönlichkeitsbildung und der fördernden Ermutigung." So müsse die gegenwärtige und künftige Generation nicht unter dem leiden, "was den früheren angetan worden ist".