Christian Stückl (59), Regisseur und Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, gehört nach eigenen Worten immer noch der katholischen Kirche an - "auch wenn es manchmal schwerfällt". Aus seiner Familie, wo es bisweilen gleichfalls schwierig sei, könne er schließlich auch nicht so einfach austreten, sagte Stückl am Dienstag im Münchner Presseclub.
Mittlerweile kenne er zudem so viele Bischöfe, dass er sich manchmal denke: "Wenn ich noch drin bin, kann ich ihnen sagen, was mir nicht passt".
Fragen sind größer geworden
Mit einem Austritt stelle man sich selbst an den Rand, gab der Theatermann zu bedenken. Doch manchmal gehe ihm die Kirche "so auf den Nerv", dass er es den Betreffenden auch sagen wolle. Jürgen Flimm habe ihn einst nach Salzburg als Regisseur für den "Jedermann" geholt mit dem Argument, er sei der "Fachmann fürs Katholische". Schon als er sehr jung gewesen sei, habe er sich als Oberammergauer mit Religion beschäftigt. "Und je mehr ich mich beschäftigt habe, umso größer sind die Fragen geworden."
Dazu komme, dass er immer mehr Leute anderer Religionen kennengelernt habe, sagte Stückl. Sein bester Freund sei ein indischer Hindu. Dass die katholische Kirche die "allein selig machende" sei, erscheine ihm als komischer Gedanke. Wie überhaupt die Idee der Vorrangstellung einer Religion ein Problem für ihn darstelle. Denn die Folge seien Kämpfe um die Frage, wer der Bessere sei. "Ich bin halt katholisch aufgewachsen", so der Regisseur. Dabei habe er nicht das Gefühl, die Wahrheit gefunden zu haben. Am Ende suche man diese das ganze Leben lang, "und manchmal sind wir ganz schön verunsichert im Glauben".
Stückl äußerte sich bei einem Gespräch mit Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Anlass war das Jubiläum "1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland".