Jim Bakker kann es nicht lassen. Der TV-Evangelist vermarktet in seiner "The Jim Bakker Show" Jesus, die Endzeit sowie Produkte, die seine Zuschauer auf die letzten Tage vorbereiten: bevorzugt gefriergetrocknete oder anders haltbar gemachte Lebensmittel, die er in großen Plastikeimern für teures Geld verkauft. Für jeweils 100 Dollar bietet er getrocknete Eier, Gemüse und einen "Fiesta Bucket" mit Tacos für 30 Tage an. Gegen den Hunger in der Endzeit vor der Wiederkehr des Herrn, für die der TV-Prediger "Tage ohne genügend Essen und Getränke" voraussagt.
Wundermittel kostet 125 US-Dollar
Während Bakker zwischen 1974 und 1989 zusammen mit seiner Frau Tammy Faye ihrer TV-Show "The PTL Club" sein Wohlstandsevangelium verkündete und seine Zuschauer um Spenden bat, predigt der grauhaarige Herr mit dem kurz geschnittenen Bart heute die Apokalypse. Die Konstante: der Verkauf überteuerter Produkte im Namen des Herrn. Dazu gehört auch eine Silberlösung, die Bakker als Quasi-Allheilmittel anpreist - angeblich auch gegen das Coronavirus wirksam. Kosten für das Paket im Online-Shop der "The Jim Bakker Show": 125 US-Dollar.
Quacksalberei, sagen die zuständige Federal Drug Administration (FDA) und die für die Regulierung des Handels zuständige Federal Trade Commission (FTC). Die Produkte seien nicht zugelassen; sie bedeuteten "ein signifikantes Risiko für die Gesundheit der Patienten" und verletzten Bundesgesetze. Die FDA wertete Verkauf und Werbung für das vermeintliche Anti-Corona-Produkt als eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit.
Wegen mehrfachen Betrugs zu 45 Jahren verurteilt
Klingt nicht gut für den Tele-Evangelisten, den ein Gericht in Charlotte im Bundesstaat North Carolina 1989 wegen mehrfachen Betrugs zu insgesamt 45 Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Staranwalt Alan Dershowitz, der US-Präsident Donald Trump im "Impeachment"-Verfahren vertrat, half Bakker damals, nach nur fünf Jahren vorzeitig entlassen zu werden.
Und der TV-Evangelist machte nach seiner Entlassung da weiter, wo er aufgehört hatte. 2003 feierte die "Jim Bakker Show" in Branson im Bundesstaat Missouri Premiere. An seiner Seite stand nun nicht mehr die inzwischen geschiedene Tammy, sondern seine zweite Frau Lori - die sich als nicht minder geschäftstüchtige Partnerin erwies. Fünf Jahre später zog die Show nach Blue Eye um, den Standort von Bakkers Firma "Morningside Productions".
Am Dienstag nun klagte der Generalstaatsanwalt von Missouri Eric Schmitt den TV-Evangelisten und sein Unternehmen "wegen falscher Behauptungen zur Wirksamkeit der Silberlösung als Behandlung gegen das Coronavirus" an. Zuvor hatte bereits der Chefankläger von New York Bakker aufgefordert, seine falsche Werbung zu beenden und den Vertrieb einzustellen.
Besonders erbost hat die Generalstaatsanwälte und die Aufsichtsbehörden der Auftritt Sherrill Sellmans, die Bakker Mitte Februar in seiner Show als eine der Naturheilkunde verschriebene "Doktorin" vorstellte. "Sie sagen, diese Grippe, die jetzt um den Globus zieht, lässt sich nach ihrer Ansicht mit der Silberlösung wirksam behandeln", gab der Endzeitprediger Sellman ein Stichwort.
Es gebe für das Coronavirus noch keine Tests, antwortete die Frau - "aber andere Coronavirus-Varianten konnten binnen zwölf Stunden eliminiert werden". Die Regierung habe "bewiesen", dass die Silberlösung "die Fähigkeit hat, jeden Krankheitserreger zu töten, den sie jemals getestet hat, inklusive Sars und HIV".
Laut Aussagen der Aufsichtsbehörden stimmt an dieser Behauptung: gar nichts. FTC-Chef Joe Simmons meinte, es gebe in der Bevölkerung viel Angst vor Corona. "Wir brauchen in dieser Situation keine Firmen, die Kunden mit falschen Präventionsbehauptungen ausnutzen." Mehrere US-Medien versuchten vergeblich, eine Stellungnahme des falschen TV-Propheten zu erhalten. Am Donnerstag war die Silberlösung aus dem Online-Angebot der "Jim Bakker Show" verschwunden.
Von Thomas Spang