"Ob wir uns im Bildungsbereich engagieren oder Brunnen bauen, wir sollten die vor Ort vertretenen Religionen einbeziehen und sicherstellen, dass die Hilfsprojekte keine Gruppe oder Religion diskriminieren", sagte Grübel (CDU) am Dienstag bei einer Online-Tagung der katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Auch könnten religiöse Vertreter vor Ort helfen, die Akzeptanz für die Projekte und deren Erfolgschancen zu verbessern. "Uns sollte aber klar sein, dass das weltweite Engagement für Religionsfreiheit und gegen Diskriminierung aus religiösen Gründen kein Kurzstreckenrennen, sondern ein Marathonlauf ist."
Religionsfreiheit in der Pandemie
Besorgt zeigte sich der CDU-Politiker, dass unter dem Vorwand des Infektionsschutzes in der Corona-Pandemie in vielen Staaten Versammlungs-, Meinungs- und Religionsfreiheit eingeschränkt würden. "In Deutschland können wir die Infektionsschutzmaßnahmen offen diskutieren und kritisieren. Zugleich genießt die Religionsfreiheit einen hohen Schutz. Aber das ist in vielen anderen Staaten nicht der Fall", so Grübel.
Seiner Einschätzung nach spielen bei bis zu drei Viertel aller kriegerischen Auseinandersetzungen und Konflikten auch religiöse Gegensätze eine Rolle. "Zumeist ist Religion nicht die Ursache der Auseinandersetzung. Die Konfliktparteien instrumentalisieren religiöse Gegensätze aber, um die Auseinandersetzungen anzuheizen." Vielfach würden dazu auch die Sozialen Medien genutzt.
Schwieriges Austarieren
Grübel ist seit 2018 Beauftragter für Religionsfreiheit und hat inzwischen seinen zweiten Bericht zu Einschränkungen von Religionen weltweit vorgelegt.
Bei der Stuttgarter Tagung beschrieb Grübel, dass die Abstimmung für den Bericht und eine Einigung auf Formulierungen nicht immer einfach sei. So hätten verschiedene Ministerien gewarnt, dass zu klare Worte wirtschaftliche oder politische Beziehungen zwischen Deutschland und den betreffenden Staaten gefährden könnten.