Von vielen werde gemeinsam gesehen, dass die Corona-Pandemie Entwicklungen verschärft und beschleunigt habe und Dinge ins Licht rücke, die eine neue Dynamik erhielten, sagte Marx am Donnerstag in Fulda. Das gelte auch für das Leben der Kirche und die Zukunft der Religion, so der Münchner Erzbischof in einem Gottesdienst bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die an diesem Donnerstag in Fulda zu Ende geht.
Marx appellierte in seiner Predigt, den wahren Sinn und Wert von Religion wachzuhalten. Dass manche diese ablehnten, sei zwar erschreckend, doch habe es einen Hintergrund: "Die Erfahrung, dass Religion im allgemeinen Sinne nicht nur einfach friedensstiftend ist, Menschen zusammenführt, Brücken baut, die Liebe fördert, sondern dass Religion auch Gräben aufreißen, Hass schüren kann und immer wieder für politische Zwecke instrumentalisiert wird."
Es gelte, wachsam zu sein, um Religion nicht zu missbrauchen und fundamentalistischen Strömungen keine Chance zu geben, so der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Weiter evangelisieren
Die Zeit der Pandemie stelle die Kirche in besonderer Weise vor die Aufgabe, von Gott zu sprechen. "Da reicht es nicht zu sagen "Religion", sondern wir müssen tiefer graben und auf den kommen, dessen Namen wir tragen: Jesus von Nazaret. Es gilt, sein Reden neu zu verstehen, seine Sprache neu zu sprechen", so der Kardinal. "Der Schritt auf Christus zu ist ein Fortschritt - für den Menschen, für die Kultur, das Leben, die Familie - und kein Rückschritt."
Die Kirche werde auch weiter evangelisieren mit dem Blick nach vorne, auf Christus hin ausgerichtet, sagte Marx. "Vielleicht lernen wir dann, dass manches 'Windhauch' ist, auch bei uns, auch im kirchlichen Leben und dem, was wir verkünden. Wir dürfen uns nicht in Nebensächlichkeiten verzetteln, sondern müssen alles dafür tun, das Wort Gottes ein ganzes Leben lang befreiend zu erleben", so der Kardinal.