Religionspsychologe warnt vor Sozialen Medien für Jugendliche

Soziale Kontrolle geht verloren

Australien erlaubt Social Media erst ab 16, in Frankreich wird eine Altersgrenze von 18 Jahren gefordert. Regelungen braucht es aus Sicht eines Psychologen auch hierzulande - denn übermäßige Nutzung habe längst Folgen.

Die meisten Eltern wissen nicht, was Kinder und Jugendliche daheim am Handy machen. Dafür ist wichtig, dass auch Eltern in Medienkompetenz geschult werden. / © aerophoto (shutterstock)
Die meisten Eltern wissen nicht, was Kinder und Jugendliche daheim am Handy machen. Dafür ist wichtig, dass auch Eltern in Medienkompetenz geschult werden. / © aerophoto ( shutterstock )

Digitale Plattformen erst ab 16 Jahren - eine solche Regelung wäre aus Sicht des Religionspsychologen Lars Allolio-Näcke auch in Deutschland sinnvoll. "In diesem Bereich sollte der Staat entschieden eingreifen", sagte er am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In der Entwicklungspsychologie ließen sich bereits Entwicklungsverzögerungen bei Kleinkindern beobachten, die nicht draußen spielten und wenig Möglichkeit bekämen, die eigene Denkfähigkeit zu entwickeln, sondern stattdessen "vor virtuellen Welten" säßen.

In der digital geprägten Welt werde es schwieriger, Menschen zu Mündigkeit und Kritikfähigkeit zu erziehen, beklagte der Privatdozent der Universität Nürnberg-Erlangen. "Die Plattformen vermitteln Konformität. Durch TikTok und Co. sind beispielsweise Geschlechterstereotype zurückgekehrt, die wir eigentlich schon einmal überwunden hatten: Wie sieht eine gute Frau aus, was macht einen Mann männlich?" Auch liege auf Social Media ein zu starker Fokus auf dem Konsum.

Aus der Verantwortung entlassen

Viele Menschen spürten entsprechende Auswirkungen in ihrem Alltag, sagte Allolio-Näcke. "Heutzutage ist es opportun, eine Verabredung eine halbe Stunde vorher abzusagen." Dies ist aus ethischer Sicht kaum vertretbar "in einer Gesellschaft, in der Menschen aufeinander angewiesen sind" - von Notfällen abgesehen. "Aber es passiert trotzdem, wenn die Instanzen der sozialen Kontrolle wegfallen. Das waren früher die Kirche, der Staat, aber auch die Familie."

In den neuen Medien würden Menschen zudem zu selten zur Rechenschaft gezogen, wenn sie etwa Politikerinnen und Politiker beschimpften. "Man kann jede Kakophonie von sich geben, ohne dass etwas geschieht", kritisierte der Wissenschaftler. Vielmehr müsse erwachsenen Bürgerinnen und Bürgern jedoch die Folgen ihres Tuns zugerechnet werden: "Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen - das haben wir als Gesellschaft in den vergangenen Jahren ein bisschen schleifen lassen."

Social Media/Soziale Medien

Der Begriff Social Media beschreibt Webseiten und Apps, über die Nutzer Inhalte kreieren sowie teilen und sich vernetzen können. Zentrales Merkmal von Social Media ist die Interaktivität. Soziale Interaktion zwischen Nutzern sowie kollaboratives Schreiben prägen den Online-Dialog, die sogenannte Many-to-many-Kommunikation. Nutzer erstellen Inhalte (User Generated Content), über die ein permanenter, zeitlich unbegrenzter Austausch mit anderen stattfindet.

Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth (dpa)
Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth ( dpa )
Quelle:
KNA

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Willibert in Rom (DR)
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